26.11.09

Drei Pläne von Genossen Stalin

Es gibt eine Tatsache. Der Hitlersche Überfall auf die UdSSR am Morgengrauen vom 22. Juni 1941 wurde für Stalin eine schreckliche Überraschung. An die Möglichkeit von solchem Hergang glaubte Stalin nicht. Sogar am Abend vom 21. Juni, als vom Kommando der Grenzbezirke nach Moskau Signierungen davon gesendet wurden, dass die Deutschen den Grenzstacheldraht abhoben und in der Luft Getöse von Panzermotoren ertönte, als mindestens drei Soldaten der Wehrmacht den Grenzbug überschwammen, indem sie versuchten die Heimat aller Weltwerktätigen zu warnen – sogar damals zweifelte Genosse Stalin an der Glaubwürdigkeit dieser Nachrichten. Und am Morgen vom 22. Juni brauchte Stalin ein paar Stunden dazu, um die Wirklichkeit endlich zur Kenntnis zu nehmen.

Das sowjetische Radio Советское übertrug eine frische Sonntagsmusik und las berichte von Feldern vor, während Weltfunkstellen die Erklärung von Hitler und Ribbentropp sendeten. Der Außenminister des faschistischen Italien versuchte vergeblich, bis Mittag den sowjetischen Botschafter zu finden, um ihm eine offizielle Note mit Kriegserklärung einzuhändigen – am Sonntag vom 22. Juni beliebte der sowjetische Diplomat sich am Strand zu erholen. Der Geschäftsträger vom Vereinigten Königreich (zu jener Zeit wurde schon der englische Botschafter S. Kripps de-facto aus Moskau hinausgebeten) Baggaley konnte bis 12 Uhr mittags das Treffen mit Molotow nicht erreichen, und der Stellvertreter von Außenminister Wyschinskij schlug hochmütig alle Besprechungen darüber ab, dass Großbritannien der UdSSR Hilfe leisten soll, indem er sich auf das Fehlen der Oberanweisungen berief.

Der Überfall Deutschlands setzte die Bewohner der Kreml-Arbeitszimmer in Erstaunen, überraschte und schockierte sie. Das ist eine Tatsache.

Es gibt noch eine Tatsache, genauer gesagt – eine Großgruppe der Tatsachen. Im Mai – Juni 1941 waren die Luftstreitkräfte der UdSSR im Zustand des geheimen strategischen Abwickelns. Dabei verliefen alle Bestandteile des strategischen Abwickelns (Mobilisierung der Reservesoldaten, strategische Umgruppierung und Konzentration der Truppen, operatives Abwickeln der Gruppierungen) in der strengen, sogar nach den extrastalinschen Normen niedagewesenen Diskretion.

Die Truppen der Westbezirke rückten zur Grenzen in Nachtübergängen vor und tagsüber versteckten sie sich in Wäldern; Verbände der Innenbezirke wurden in den Westen in mit Furnierschilden zugeschlagenen Wagen verschoben, dabei kannten sogar Kommandeure der Verbände den Ausladungsort (und um so mehr - das Ziel der Umgruppierung und den Kampfauftrag) nicht. Die Einberufung der Reservesoldaten wurde in persönlichen Einberufungsbefehlen unter dem Namen „Ausbildungslehrgang“ durchgeführt. Die Regierung der UdSSR brachte Deutschland keine Reklamationen vor, die mit der Konzentration der deutschen Truppen an der Grenze verbunden waren. Immerhin verbreitete das offizielle Sprachrohr der sowjetischen Leitung – Agentur TASS (Telegraphenagentur der UdSSR) – am 14. Juni eine befriedende Erklärung: "Kein Krieg zwischen der UdSSR und Deutschland wird vorausgesehen, die Seiten halten die Bedingungen des Nichtangriffspakts strikt ein: Die Gerüchte über den nahen Krieg „sind eine ungeschickt fabrizierte Propaganda der für die UdSSR und Deutschland feindlichen Kräfte“.

Im Juni 1941 bereitete sich die Sowjetunion auf die Kriegshandlungen vom großen Maßstab vor, aber dabei versuchte sie mit allen möglichen Mitteln die durchführende Vorbereitung zu verbergen. Das ist eine Tatsache.

Für Historiker entstand eine Aufgabe: diese 2 Tatsachen in ein einheitliches Bild zu verbinden, ihnen eine innen konsistente Interpretierung zu geben. Besser gesagt, sie mussten eine einzige Frage beantworten: Wenn Stalin den deutschen Einfall nicht erwartete, so wozu gingen Tausende Truppenstaffeln zur Grenze und wurden Leitungen der Fronten auf Grund von Grenzbezirken entfaltet, und begannen die Frontleitungen am 19. Juni – zwei Tage vor dem Überfall, den Stalin nicht erwartete –nach dem Befehl aus Moskau auf Feldregelwarten vorzuschieben?

 

Vor zwanzig Jahren gab Wiktor Suworow eine ausführliche Antwort auf diese Frage. Er schlug vor – und begründete mit offenen verfügten sowjetischen Publikationen – dass sich Stalin auf den Krieg vorbereitete. Er bereitete sich immer, ab dem ersten Tag seiner Macht. Kollektivierung, Industrialisierung, Großterror sind nur verschiedene Ränder der vielseitigen Arbeit von Genossen Stalin, indem er versuchte, das Sowjetland in ein riesiges Kriegslager zu verwandeln und Kommunismusschöpfer in zwei Kategorien zu teilen: "Arbeitskraft" und "Kanonefutter ". Im August 1939 traf Stalin die endgültige Entscheidung - Hitler zu unterstützen. Ihn so zu unterstützen, wie das Seil einen Erhängten „unterstützt“. Stalin half Hitler den Krieg gegen die Koalition der Weststaaten beginnen (England, Frankreich und ihre Alliierten), damit der angefangene vernichtende Krieg Europa verwüstete, auf dessen Brandstätten die Stalinschen Truppen triumphierend marschieren sollten. Im Juni 1941 wurde die Vorbereitung auf diesen Marsch von einem für mit Größenwahn geblendeten Stalin unerwarteten Einfall der Wehrmacht unterbrochen.

Im Weiteren demonstrierte die Hypothese von W. Suworow das Hauptmerkmal der echten wissenschaftlichen Theorie, und nämlich: Immer neue Tatsachen und Dokumente passten in die Rahmen der Suworow -Konzeption hinein, wie Patronen in den Patronenstreifen. Genau und klar, ohne die Konstruktion zu zerstören, man erhöhte nur ihre „Kriegsmacht“. P. Bobylew, T. Buschuewa, W. Danilow, W. Kiselew, M. Meltyuchow, W. Neweshin, I. Pawlowa, M. Solonin, Y. Felschtinskij bilden nicht die ganze Liste russischer Historiker, in deren Werken Hunderte Dokumente und Tatsachen angegeben sind, die die Hypothese von W. Suworow bestätigen und sie aus einer „Hypothese“ in den Rang einer wissenschaftlich festgelegten Wahrheit in der Tat bringen (der zur Zeit aktuellen politischen Korrektheit entgegen meine ich, dass es eine Wahrheit gibt, und die Aufgabe der Geschichtswissenschaft besteht gerade in der Suche nach der Wahrheit, und nicht im „Textschreiben“ selbst).

Andererseits, seit 20 vergangenen Jahren ab der Zeit des Erscheinens von „Eisbrecher“ wurden keine alternativen Konzepte formuliert. Es gibt kein einziges Buch, keinen einzigen Artikel. Niemand versuchte einmal eine andere Erklärung, eine andere Interpretierung für die 2 oben genannten Grundtatsachen zu geben. Aber es gibt ein riesiger von Tag zu Tag zunehmender Strom der Kritik an Suworow.

Das Informationsfeld ist von wildem Geräusch, Lärm, Gekreisch, verspottetem Lachen gefüllt und überfüllt. Riesige Flächen der karelischen Wälder wurden auf die Herausgabe der verleumderischen Büchlein verbraucht, in denen mit rituellen Aufschreien die schon als standardisiert gewordene Liste der „Erhebungen“ wiederholt wurde. Die Persönlichkeit von Suworow wurde präzise untersucht, und „es wurde wie zweimal zwei bewiesen“, dass er ein sehr und sehr schlechter Mensch war. Er ist nicht unser Mensch. Ein schlechter Mensch. Unendlich wurden die Ansprüche wegen der Fehler in den Betriebsindizes der Produkte vom Charkiwer Zugbauwerk (das heißt vom Panzerwerk) oder wegen des fehlerhaft angegebenen Durchmessers von der linken Hinterstützwalze wiederholt.

Nach einer ganz richtigen Bemerkung von D. Chmelnizkij „ist es sinnlos, den Herstellern vom „Antisuworowaltpapier“ Fahrlässigkeit vorzuwerfen – die Autoren erfüllen die Aufgabe ausschließlich gewissenhaft, die den gewissenhaften wissenschaftlichen Ansatz ausschließen. Weder der Form nach, noch dem Sinn kann es zur wissenschaftlich historischen Literatur gehören. Das sind Werke, die die ideologische Gemeinschaft zusammenlegen “ (von mir unterstrichen – M. S.). Von der vollen Hoffnungslosigkeit retten sich manche Kritiker nur dank der unendlichen Wiederholung von heiligen Hymnen: "Suworow lügt in jedem Wort ". Auf die „Auserwählten“, d.h. auf die Mitglieder der Sekte von „kämpferischen Antiresunisten“ wirken diese Schreie irgendwie magisch, wie Handlungen von einem Schamanen.

"Ich brauche keine Kritik, ich brauche eine Version". Dieser Ausdruck, der auf einem der zahlreichen Internetforen von einem anonymen Besucher geschrieben wurde, beschreibt äußerst deutlich die zum Jahre 2008 entstandene geschichtliche Situation. Die Version einer alternativen Hypothese oder Theorie von W. Suworow gab es damals nicht und existiert heute noch nicht. Besonders bemerkenswert ist das Grabesschweigen von Kanonen der heimischen „historischen Wissenschaft“. Ich möchte sofort präzisieren – unter dem „Schweigen“ verstehe ich das Fehlen der VERSION, das Fehlen einer logischen, zusammenhängenden Version, die sich auf die Tatsachen der Interpretierung von Stalinschen Handlungen 1939-1941 stützt. Es gibt zu viel Lärm, Geschrei und zu viele Aufrufe, „aufzuhören, die Geschichte umzuschreiben“. Manche Auftritte russischer Akademiemitglieder lassen die besten heimischen Humoristen vor Neid platzen.

Na zum Beispiel tritt auf Seiten von der Zeitung „Krasnaja Zwesda“ (und das ist, wenn jemand vergessen hat, das offizielle Presseorgan des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation) Herr O. Rsheschewskij auf und sagt Folgendes:

"Diese von den meisten russischen und westlichen Historikern als eine schwache abgelehnte Version (die Version von Suworow – M. S.) verbreitete sich trotzdem auf dem heimischen Grund vor allem deswegen, weil die Massenmedien fast keine Möglichkeit geben, sie den vorhandenen glaubwürdigen Dokumenten und Tatsachen entgegenzusetzen ".

Ach so was – man lässt Chef der Abteilung für die Kriegs- und Geopolitikgeschichte der Institution der allgemeinen Geschichte von Russischer Akademie der Wissenschaften, Präsidenten der Assoziation der Historiker vom 2. Weltkrieg, Doktor der historischen Wissenschaften, Professor Rsheschewskij zu Redaktionen und Verlagen nicht zu. Der ehrwürdige Gelehrte kann dem Publikum „die vorhandenen echten Dokumente und Tatsachen“ nicht vorweisen. Ich, ein „Amateurhistoriker aus Samara“, kann vorweise und der Präsident und Professor wurden zum Schweigen gebracht. Eine fürchterliche Sache. Nichts anderes, als wieder die Wirkungen der „Engländerin“…

Und nicht nur Herr Rsheschewskij ist an Händen und Füßen gebunden. Nur im goldköpfigen Moskau, in der Hauptstadtabteilung der Akademie der Kriegswissenschaften zählt man 257 Dortoren und 436 Kandidaten der Wissenschaften. Und das ist nur in Moskau. Der Satzung nach soll eine Doktordissertation „eine fundamentale Untersuchung vorstellen, die eine neue Richtung in der Wissenschaft formt“. 257 wissenschaftliche Entdeckungen auf dem Gebiet der Kriegsgeschichte! Hervorragende Gelehrte kommen zur Erkenntnis der Wahrheit in riesengroßen Herden. Und außer Doktoren der Kriegswissenschaften weiden auf russischen Feldern, die von Öldollar reichlich benetzt werden, unvergleichlich größere Herden der Dortoren der historischen Wissenschaften. Und jetzt kann noch soziologische, politologische Doktoren man sehen …

Das betäubende Schweigen der offiziellen historischen Kriegswissenschaft ist nicht nur „ein Zustimmungszeichen“ mit der Hypothese von Suworow. Das ist das weiße Laken der Kapitulation, die aus den Fensterbrettern der Generalsdatschas herabhängen. Indem sie über alle Archive von Russland verfügen, eine Menge von auf Kosten von Steuerzahlern bezahlten Planuntergeordneten haben, konnten sie innerhalb von 20 Jahren „der Stadt und der Welt“ kein einziges Dokument vorweisen, das friedliebende Bestrebungen von Stalin bestätigt.

 

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Wenn die wissenschaftliche Diskussion über die allgemeine Tendenz der kriegspolitischen Pläne von Stalin zur Zeit als unvollendet gilt, so ist die Frage über die eingeplanten Fristen des Einfallbeginns in Europa bisher offen. Und das ist nicht wunderlich – zur Verheimlichung und Verdrehung der Informationen über dieses Problem hat die offizielle sowjetische-russische „historische Wissenschaft“ ihr Bestes getan. Vergessen wir nicht, dass die Entdeckung konkreter Pläne und Fristen ohne Zutritt zu dem Massiv der Dokumente von höchster kriegspolitischer Leitung der UdSSR im Prinzip unmöglich ist, die bis heute für alle unabhängige Forscher fest geschlossen sind.

Es wird unten gezeigt, diese Pläne wurden DREIMAL geändert und ein verwickeltes Geflecht der Informationsfetzen über drei ganz verschiedene der Absicht nach Pläne von Stalin stellt vor Historikern eine äußerst komplizierte Aufgabe. Das Einzige, was man heute bestimmt sagen kann, ist, dass es nicht gelingen wird, diese Aufgabe in den Rahmen von vorhandener Quellengrundlage zu LÖSEN. Und es ist nur möglich, eine Reihe von Hypothesen zu formulieren, die von der nächsten Generation der Historiker entweder bestätigt oder widerlegt werden. Die Menschen, die die Besprechung unbeweisbarer Hypothesen für nutzlose Zeitvergeudung halten, haben keinen Sinn, diesen Artikel weiter zu lesen. Alle anderen bitte ich sich mit der Anwesenheit in diesem Text der auch mich betrübenden Worte – Parasiten abfinden: "vielleicht", "höchstwahrscheinlich", "wahrscheinlich", "nicht ausgeschlossen", "man kann vermuten"…

Der erste ursprüngliche Plan von Stalin war äußerst einfach und logisch. Die zur Zeit bekannten Texte, im Besonderen der von der französischen Agentur „Gavaz“ vom 28. November 1939 veröffentlichte so genannte „Bericht Stalins vom 19. August 1939“; die von T. Buschuewa veröffentlichte Aufnahme von diesem о“Bericht“, die von ihr im Facharchiv entdeckt wurde (die Sammlung der Beutedokumente) ; der von M. Schauli veröffentlichte Bericht einer Gruppe der tschechoslowakischen Kommunisten über die Anweisungen, die sie im Oktober 1939 in Moskau von der Leitung des Außenvolkskommissariats der UdSSR bekommen hatten, zeigen höchstwahrscheinlich ganz adäquat Stalinsche Absichten vom Herbst 1939 – obwohl das Problem der Authentizität von Texten selbst noch zu lösen ist.

Plan Nr. 1 ist ein Versuch der Verwirklichung von altchinesischer Parabel über einen weisen Affen, die vom Berg an den Kampf von 2 Tigern beobachtete. "Im Resultat seines Stumpfsinnes gab uns Hitler die Möglichkeit, Stützpunkte gegen sich selbst zu bauen… Im wirtschaftlichen Sinne ist Hitler nur von uns abhängig und wir richten seine Wirtschaft so, dass wir kämpfende Länder zur Revolution bringen können. Der dauernde Krieg führt zur Revolution sowohl in Deutschland, als auch in Frankreich. Der Krieg entkräftet Europa, das unsere leichte Beute wird. Die Völker werden irgendwelches Regime akzeptieren, das nach dem Krieg kommt…" Wenn man das im Gespräch unter „Genossen - Kommunisten“ rituelle Wort „Revolution“ auf in dieser Situation mehr adäquate Wörter „Zerfall, Chaos und Anarchie“ ersetzt, so zeigt dann uns der einfache, wie alles Geniale, Plan von Stalin sein wahres Gesicht.

Im Herbst 1939 konnte man über die Festsetzung konkreter Fristen für den Einfall in Europa keine Rede sein: Der Krieg entbrannte nur, zur völligen Verwüstung und Erschöpfung der kämpfenden Seiten kam es noch nicht. Auf dieser Etappe sah Stalin gerade Deutschland als eine schwache Seite im Konflikt, der er verschiedenartige politische, psychologische, wirtschaftliche Hilfe leistete, damit der Krieg in seinem Beginn wegen der Zerschlagung Deutschlands nicht sofort beendet wurde. Damit soll man noch was Wichtiges betonen. Im oben erwähnten Bericht der tschechoslowakischen Kommunisten wurde ein Ausdruck von A.M. Alexandrow (Chef der Zentraleuropäischen Abteilung von Außenvolkskommissariat) darüber angeführt, dass „wir uns nicht erlauben können, dass Deutschland verliert“. Dieser Ausdruck hat eine lange und völlig glaubwürdige Geschichte.

Dieser Ausdruck wurde von Stalin am späten Abend vom 23. August 1939 im Verlauf des Gesprächs mit Ribbentropp ausgesprochen. Am 18. Oktober beschloss Ribbentropp diesen Ausdruck in seiner öffentlichen Rede zu verwenden und, wie ein loyaler Partner von Stalin, schickte er zuerst den Text nach Moskau für die Abstimmung. In der Version von Ribbentropp lauteten die Worte von Stalin auf solche Weise: "Die Sowjetunion ist daran interessiert, dass Deutschland, das ihr Nachbar ist, stark war, und im Falle der Kräfteprobe zwischen Deutschland und westlichen Demokratien werden die Interessen der UdSSR und Deutschland natürlich übereinstimmen. Die Sowjetunion wird nie das in eine schwere Situation geratene Deutschland sehen wollen". Genosse Stalin verhielt sich mit Verständnis zum Wunsch von Ribbentropp englische und französische Geldherrscher öffentlich zu erschrecken und bat ihn nur die Formulierungen ein bisschen mildern. In der abgestimmten Variante lauteten Stalinschen Worte auf folgende Weise: "Die Sowjetunion ist am starken Deutschland interessiert. Deswegen kann die Sowjetunion die Handlungen der Weststaaten nicht billigen, die Bedingungen zur Schwächung Deutschlands schaffen und es in eine schwere Lage bringen". Dieser Briefwechsel wurde vor 60 Jahren vom State Department der USA im berühmten Sammelband der Beutedokumente vom deutschen Außenministerium "Nazi - Soviet Relations" veröffentlicht und die Historiker haben keinen Grund, an seiner Glaubwürdigkeit zu zweifeln.

Die Sache(d.h. antiwestliche Ausrichtung der Stalinschen Politik) wurde nicht nur in Worten ausgedrückt. Die Rote Armee fiel Polen überein und besetzte mehr als die Hälfte des polnischen Territoriums – die Handlung, die die UdSSR dem Krieg gegen Großbritannien nahe formell stellte, das an Polen berüchtigte „Garantien“ der Unverletzlichkeit des polnischen Territoriums gab. Dann war der Überfall auf Finnland – den traditionellen Alliierten der westlichen Demokratien, die Ausschließung der Sowjetunion aus dem Völkerbund und jetzt schon eine nicht formell juristische, sondern reelle Perspektive des Eintritts der Sowjetunion in den europäischen Krieg als Gegner des englischen und französischen Bundes.

Ein wunderbares Dokument (wunderbar nicht deswegen, weil es eine interessanten Inhalt hat, sondern weil es rechtzeitig nicht vernichtet wurde) wurde im Inneren des Russischen Staatskriegsarchivs erhalten geblieben. Am 5. März 1940 schreibt Stellvertreter des Chefs der Sonderabteilung in der Hauptverwaltung der Staatssicherheit des Volkskommissariats der inneren Angelegenheiten der UdSSR Major der Staatssicherheit Osetrow einen Bericht an Verteidigungsminister Woroschilow:

"Am 31. Januar berichtete Befehlshaber der Truppen im Sibirischen Kriegsbezirk Armeebefehlshaber des 2. Ranges Kalinin im Bezirkshaus der Roten Armee über die internationale Lage… Kalinin sagte über die Unvermeidlichkeit des Großkriegs im Frühling 1940, in dem einerseits die UdSSR zusammen mit Deutschland, Japan und Italien gegen den englisch-französischen Bund kämpfen werden… Die Kriegshandlungen gegen England, Frankreich werden einen Dauercharakter haben… "

In den letzten Zeilen des schriftlichen Berichts zieht der Stellvertreter des Hauptmitarbeiters der Sonderabteilung des Volkskommissariats der inneren Angelegenheiten der UdSSR höchst komische Konsequenzen: "Viele Kommandeure halten die Rede von Genossen Kalinin als verwickelt und schädlich in solch einer internationalen Lage". Wie soll man diese Unklarheit und Vorsicht in den Bewertungen verstehen? Seit wann begannen sich die Mitarbeiter der Sonderabteilung hinter die „Meinung von vielen Kommandeuren“? Und es ist, nachdem das Volkskommissariat der inneren Angelegenheiten erfolgreich viele Tausender Kommandeure der Roten Armee ins Gefängnis gebracht und erschossen hat?

Wir könne vermuten, dass am 5. März 1940 Genosse Osetrow selbst nicht Bescheid wusste, wie man jetzt über „die internationale Lage“ berichten soll, und mit wem und gegen wen die Sowjetunion kämpfen wird, aber trotzdem beschloss er, Woroschilow zu berichten, um von sich selbst die ganze Verantwortung abzulehnen. In Betracht auf die Folgen – am 4. Juni 1940 bekommt S.A. Kalinin den Rang General- Leutnant und befehligte seinen Bezirk wohlbehalten weiter – wurde der Bericht mit offenen Erklärungen über die „Unvermeidlichkeit des Krieges gegen den englisch-französischen Bund“ und sogar zusammen mit dem Hitlerdeutschland und dem faschistischen Italien keinesfalls als boshafte Verleumdung auf unveränderlich friedliebende Außenpolitik der UdSSR wahrgenommen.

Man hat nicht nur über den Krieg gegen England und seine Alliierten im „Gebietshaus der Roten Armee“ gesprochen. Man hat sich nachdrücklich darauf vorbereitet. Die offensichtliche „antienglische“ Tendenz der Entwicklung der sowjetischen Militärluftflotte um die Wende der 30-40 Jahren ist mehreren Geschichtsforschern der Flugstreitkräften (W. Belokon, A. Stepanow) eingefallen. Wobei er den Bomber DB-3f, der mit einer Bombenbelastung von 1 Tonne 3300 km fliegen konnte (das derzeit weiteste deutsche Ne-111verfügte über die Kampfweite von höchstens 2700 km), in Serienfertigung und in Verwendung der Truppenteile hatte, bestimmt Stalin im Januar 1939 für Konstrukteure die Aufgabe, einen Bomber mit der Kampfweite von 5000 km zu schaffen. Laut dieser Ansprüche wurde der zweimotorige Bomber DB-240(Ep-2) ausgearbeitet und konfektioniert. Wohin, in welche Weiten hatten die „Falken von Stalin“ fliegen sollen? Von Minsk bis Berlin – 1000 km, von Minsk bis Hamburg – 1200 km, von Kiew bis München – 1400 km, von Wladiwostok bis Tokio – 1200 km. Die Weite von Serienmodell DB-3f reichte völlig für Bombardierung der genannten Ziele. Und für den Angriff der Britanischen Inseln brauchte man wirklich den Bomber mit einer bedeutend größeren Weite (von Minsk bis London 1900 km, bis Manchester – 2000 km).

Das fantastischste Projekt was das „Erzeugnis-PB-4“: ein schwerer weitfliegender viermotoriger und dabei noch Stutzbomber(!!!). Solch eine unglaubliche (das noch niemand in Metalle realisiert hat) Verbindung der Parameter wurde durch die Aufgabe begründet: das Flugzeug wurde für den Kampf gegen große Überwasserschiffe bestimmt, die es mit der überschweren Bombe schlagen sollte, die in Sturzflug bis zur die das Panzerdeck des Schlachtschiffes durchzubrechen ermöglichenden Geschwindigkeit beschleunigt wurde. PB-4 wurde in „Scharaschka“ – dem Gefängnis-Konstruktionsbüro des Volkskommissariats der inneren Angelegenheiten, in den Beria sorgsam die ganze Blüte der sowjetischen Ingeneure sammelte: Bartini, Gluschko, Eger, Korolew, Mjasischew, Peltljakow, Steschtkin, Tupolew, Charomskij… Nach Erinnerungen von Eger wurde das englische Schlachtschiff „Nelson“ und der Stutzpunkt der Königskriegsmarine in Skapa-Flow als typisches Objekt für Bombenabwurf bei der Ausarbeitung der/s PB-4 betrachtet. Und zwar die Schaffung des Flugzeuges mit solchen Parametern unmöglich für die Luftwesentechnologie jener Epoche war, wurde am Projekt PB-4 bis zum Ende 1939 gearbeitet.

Im Gespräch darüber, wie „unter der Leitung der kommunistischen Partei vor dem Krieg die kräftige Stutzindustrie geschaffen worden war“, wird man sich bestimmt an die Panzer T-34 und KW , den reaktiven Granatwerfer „Katjuscha“, den Jagdbomber Il-2 erinnern und sie nennen. Dabei vergisst man gewöhnlich über das grandiose Bauprogramm der Militärflotte. In der Liste der Militärtechnik, Ausrüstung und Bewaffnung, die in 1939-1940 in Deutschland gekauft wurden (auf Getreidefutter, Abpreßling und Leinflocken getauscht), bilden zahlreiche Modelle der Marine- und Küstenartillerie (einbezogen spezielle angriffsbeständige Geschütze für U-Boote), Minen- und Torpedoausrüstung, hydroakustischen Geräten, Bordaufklärungsflugzeugen und Katapulten für deren Abfahrt, Turbine- und Propellerwellen, Schiffdieselmotore, Schiffspanzerstahl, und schließlich der später in Leningrad bis zum Ende gebildete allerneuste Kreuzer „Ljutsow“.

Von 25 Bio Rubels, die 1940 assigniert waren, fast ein Viertel (5,8 Bio) wurde laut Plan der Bewaffnung und Militärtechnik für den Volkskommissariat der Kriegsmarine bestimmt. Am Anfang des Krieges zählte man 58 U-Boote in Verwendung von IMF des großen Marinestaates Britannien, 57 Boote in Deutschland, 68 in Italien, 63 in Japan. Das riesige Kontinentalland UdSSR hatte in Verwendung (aber nicht in September 39, sondern in Juni 41) 267 U-Boote. Zweihundertsiebenundsechzig. Die Frage – die Seeblockade von welchem Land sollte diese riesige Unterseeflotte durchführen?

Im „Zettel des Kommandeurs der Militärluftwaffe der Flotte des Schwarzen Meeres über den Operationsplan der Militärluftwaffe der Flotte des Schwarzen Meeres“ ist das Folgende zu lesen:

„Der Wahrscheinliche Gegner: England, Frankreich, Rumänien, die Türkei“

Die Aufgaben der Militärluftwaffe: Angriff von Schiffen in Gewässer des Marmorsee, der Meerenge Bosporus, Anlegen von Minen in Bosporus …“

Im Vortrag des Kommandeurs der Militärluftwaffe der Flotte des Schwarzen Meeres dem Hauptmeerstab über den Entwicklungsplan der Luftwaffe der Flotte des Schwarzen Meeres in 1940-1941 war die Entfaltung der Ereignisse wie folgend vorausgesehen:

„ Die Aufgaben der Luftwaffe über den Theater der Militärhandlugen:

1. Das Schwarze Meer. Schwere Bombenangriffe an die Basen: Konstanz, Ismail, Warna…

2. Das Ägäische Meer: Saloniki, Smirna…

3. Das Mittelmeer: Alexandria, Haifa, der Suezkanal, Malta, Brindisi…

Durch systematische Angriffe des Suezkanals sind die Möglichkeiten der normalen Nutzung dieser Kommunikation dem England und den Mittelmeersstaaten abzunehmen…“

In selben Monate der Frühling 1940 bereitete die Hauptleitung der Luftwaffe der Roten Arbeiter- und Bauernarmee ein 19-Seiten langes Dokument mit dem Titel: „Die Beschreibung der Routen n Indien Nr. 1 (Gebirgspasse Barotschil, Chitral) und Nr.4 (Gebirgspasse Killio, Giltschit, Srinagor) . Auf 34 Seiten war „die Liste der kriegsindustriellen Objekte“ der Türkei, des Irans, Afghanistan, Des Iraks, Syrien, Palästina, Ägypten und Indien. Alle obengenannten Länder sind Kolonien oder Alliierte von Britannien.

Am 11. Mai 1940 reicht der Divisionskommissar Schabalin den Vortragszettel dem Leiter des Hauptpolitleitung der roten Armee Melchis ein, in dem er mit großer Unruhe über „der Notwendigkeit die Organisation der Teile und Verbindungen der Roten Armee gründlich zu prüfen unter dem Sehwinkel ihrer Bereitschaft den Krieg im Nahoststheater zu führen.“

 

All diese „Manilow-Laune“, süße Träume über die „Gebirgspasse Killio, Giltschit, Srinagor“ auf dem Weg zum Indischen Ozean und der der Befreiungsfeldzug nach Jerusalem sind zu Schutt und Asche geworden in Mai 1940. Frankreich und seine Alliierten waren im Laufe eines Monats zerschlagen. Der englische Expeditionskorpus ist kaum weggelaufen, indem er auf dem Küstensand von Dünkerk einen Haufen von schwerer Bewaffnung hingelassen hat. Die neugeborene Wehrmacht ist mit schwindelerregender Schnelligkeit zu der kräftigsten Armee der Welt wurde. Das größte Teil von Westeuropa wurde unter der Kontrolle von Hitler. Diese überraschende Realität zwang Stalin die Strategie des Krieges rasch zu ändern.

Vor kurzem (17 April 1940), minder als einen Monat vor dem Beginn des deutschen Eintritts im Westen erklärte Stalin seine Besorgtheit über die Passivität der sich lustlos schlagenden Imperialisten, indem er an der Beratung des Höchsten Komiteebestandes der Roten Armee Vortrag hielt: „Sie führen den Krieg dort doch, aber der Krieg ist so schwach, entweder kämpfen oder Karten spielen. Sie können plötzlich auch Frieden stiften, was nicht ausgeschlossen ist.“ Zwei Monate später sind die deutschen Truppen unter dem Triumphbogen von Paris mit der Parade marschiert und vor dem zu klugen Affen zeichnete sich in der Ferne die Perspektive, sich mit dem den Blut bereits geschmeckten wütenden Tiger unter vier Augen zu treffen. Aber er hatte Glück. Im Sommer 40 hat Hitler zum ersten (aber noch nicht zu letztem Mal) Stalin in einer sehr schweren Situation geholfen.

Statt rechtzeitig zu halten und - sich in der zynischen Sprache der Börsespekulanten äußernd – „den Gewinn zu fixieren“, beschloss Hitler dem unbotmäßigen England den Todesschloss zu geben. Und hier geht es hart auf hart. Am 22. Juni (ja, manchmal sind die Witze der Geschichte sehr seltsam…) 1940 berichtet der sowjetische Bote I. Majski von London nach Moskau:

„Nun kann man mit der vollen Bestimmtheit sagen, dass der Beschluss der britannischen Regierung, trotz die Kapitulation der Frankreich, den Krieg fortzusetzen, findet die allgemeine Zustimmung der Bevölkerung… Eine große Rolle haben hier die Reden von Churchill. Es gibt keine Panik. Umgekehrt steigt die Welle der trotzköpfigen kalten britannischen Tollwut und der Beschlossenheit, bis zum Ende Widerstand zu leisten …“

Im August 1940 fing der große Luftangriff auf die Britannischen Inseln an. Dennoch trotz einer bedeutenden Übermacht der Luftwaffe ist kein Blitzkrieg im Himmel über London passiert. Es gelang auch nicht, England mit der Paraphimose der Seeblockade zu morden, obwohl die deutschen U-Boot-Offiziere große Erfolge erzielt haben, indem sie monatlich etwa 300 000 Tonnen der Tonnage von vernichteten Schiffen zum Seegrund sandten. Der Krieg, der im Juni 40 beendet zu sein schien, ist mit neuer Kraft entbrannt, indem er sich auf dem großen Territorium von der Küste des Nordnorwegens bis zu Wüsten des Nordafrikas verbreitete. Der Kamerad Stalin konnte ruhig aufatmen und sich mit der Erarbeitung des „Plans Nr.2 “ zu beschäftigen.

 

Der Plan Nr. 2 ist der Plan des Deutschlandskrieges. Nicht mit Deutschland, sondern gegen Deutschland. Im Unterschied zum „Plan Nr.1“, dessen Inhalt man anhand einzelner Stücke der Information nur vermuten kann, ist der „Plan Nr. 2“ heute detailliert genug bekannt. In der ersten Hälfte der 90er waren die folgenden Dokumente freigegeben und in mehreren Sammelbanden (und zwar im berühmten zweibändigen Sammelband „Russland – XX Jahrhundert, die Unterlagen. 1941 Jahr“, M., Internationaler Fond „Demokratie“, 1998):

- Der Vortragszettel des Volkskomitees der Verteidigung der UdSSR und des Leiters Von Hauptstab der Roten Armee im Hauptkomitee der kommunistischen Partei der Sowjetunion Kameraden I.W. Stalin und W.M. Molotow „Über Grundlagen der strategischen Entfaltung der bewaffneten Macht der UdSSR“ in Westen und im Osten“, b/n spätestens am 16. August 1940 .

- Das Dokument mit demselben Titel, aber schon mit einer Nummer (Nr. 103202) und dem bestimmten Datum der Unterzeichnung (18. September 1940) .

- Der Vortragszettel des Volkskomitees der Verteidigung der UdSSR und des Leiters Von Hauptstab der Roten Armee im Hauptkomitee der kommunistischen Partei der Sowjetunion an den Kameraden I.W. Stalin und W.M. Molotow Nr. 103313 (das Dokument ist mit solchen Worten begonnen„Berichte zwecks Ihrer Zustimmung über die Grundschlussfolgerungen Ihrer Anweisungen, die am 5. Oktober 1940 während der Behandlung der Pläne der strategischen Entfaltung der bewaffneten Macht der UdSSR für 1941 gegeben worden waren“ im Zusammenhang mit dem, wird es häufig als „der berichtigte Oktoberplan der strategischen Entfaltung“)

- Der Vortragszettel des Stableiters des Kiewer Verteidigunsmilitärbezirks über Erlaubnis des Kriegsrates der südwestlichen Front laut dem Plan der Entfaltung für 1940, b/n, spätestens Dezember 1940 .

– Der Vortragszettel des Volkskomitees der Verteidigung der UdSSR und des Leiters von Hauptstab der Roten Armee im Hauptkomitee der kommunistischen Partei der Sowjetunion an den Kameraden I.W. Stalin und W.M. Molotow „Der berichtete Plan der strategischen Entfaltung der bewaffneten Macht der UdSSR im Westen und im Osten“, b/n, ab 11. März 1940 .

- die Anweisung des Volkskomitees der Verteidigung der UdSSR und des Leiters von Hauptstab der Roten Armee im Hauptkomitee der kommunistischen Partei der Sowjetunion an den Truppenbefehlshaber der westlichen Verteidigungsmilitärbezirks zur Erarbeitung des Plans der operativen Truppenentfaltung des Gebietes, b/n, April 1941.

- Gedanken über den Plan der strategischen Entfaltung der bewaffneten Macht der UdSSR falls der Krieg gegen Deutschland und seine Alliierten beginnt, b/n, frühestens am 15. Mai 1941.

Mit den die operative Pläne der sowjetischen Leitung Dokumenten sind die Materialien über die operativen und strategischen Spiele im Januar (1941) mitzuzählen, die von der Hauptzusammensetzung der Roten Arbeiter- und Bauernarmee durchgeführt wurden. Solche Schlussfolgerungen lässt uns nicht nur die einfache Alltagslogik ziehen, sondern auch der nur 1992 publizierter Artikel von Marschall A. M. Wasilewski (als Vertreter der operativen Regierung des Hauptstabes hat er an der Erarbeitung aller obengenannten Pläne teilgenommen), der direkt darauf zeigt, dass „im Januar 1941, als die Nahe des Krieges war ganz deutlich zu fühlen, waren die wichtigsten Punkte des operativen Plans in Rahmen des strategischen Militärspieles mit der Beteiligung der Hauptzusammensetzung der Leitung von der bewaffneten Macht.“

Ehrlich gesagt, gibt es genug Informationen für Nachdenken. Geschichtsforschern stehen fünf Varianten des ganzen Plans der strategischen Entfaltung der Roten Armee und die Materialien über die operative Pläne der zwei wichtigsten Fronten zur Verfügung: der südwestlichen und der westlichen. In Rahmen dieses Artikels sind nur einige Hauptpunkte in Betracht zu nehmen.

Erstens existierte der operative Plan des Großen Krieges. Es ist seltsam, dass dies besonders betont werden soll, aber andere Propagandisten haben in ihrem „Eifer ohne Vernunft“ bis zur Behauptung darüber gelangt, dass der „naive und blauäugige“ Stalin die Erarbeitung der militäroperativen Pläne durch die liebevolle Betrachtung der Unterschrift von Ribbenson unter dem berüchtigtem „Nichtangriffspakt “ ersetzt. Selbstverständlich existierte der Plan und die mehrmonatige Arbeit daran dauerte ohne den Pakt zu beachten. In den obengenannten Plänen der strategischen Entfaltung der bewaffneten Macht der UdSSR (d.h. seit August 1940) wird England nicht mehr als ein möglicher Gegner der UdSSR erwähnt(!!!); als der Hauptgegner gilt immer Deutschland, das möglicherweise von Italien, Ungarn, Rumänien und Finnland unterstützt sein konnte.

Zweitens stellen alle bis heute publizierten Pläne der strategischen Entfaltung tatsächlich ein und dasselbe Dokument dar, dessen Variante nicht wesentlich voneinander unterscheiden. Es gibt nicht nur die inhaltliche sondern auch die offensichtliche wörtliche Ähnlichkeit aller Pläne. Alle Dokumente ohne Ausnahmen stellen eine Beschreibung des Vorbereitungs- und Durchführungsplans der riesigen Angriffsoperation dar, die außerhalb des Territoriums der UdSSR durchzuführen ist. Die strategische Verteidigungsoperation auf dem eigenen Territorium wurde nicht einmal als eine der möglichen Varianten der Entfaltung des zukünftigen Krieges betrachtet! Die ganze Toponymik des Theaters der vermutlichen Kriegshandlungen stellt die Namen der polnischen Städte und Flüsse dar („ die Lublin-Radom-Sandomir-Krakow-Gruppe des Gegners anzugreifen und entschlossen(zweifellos) zu vernichten, den Fluss Weichsel, Krakow und Warschau einzunehmen und zur Warschau-Lodz-Krezburg-Oppeln-Front durchzu drängen…. “).

Drittens bestimmt nur das im August(1940) erschiene Dokument die Wahl der Entfaltungsrichtung der Hauptkräfte der roten Armee abhängig von der wahrscheinlichen Pläne des Gegners („indem gemeint wird, dass der Hauptangriff der Deutschen nach Norden vom Fluss San gerichtet wird, sind auch die Hauptkräfte der Roten Armee nach Norden von Polessje zu haben“). Wenn man beide Augen zudrückt kann diese Logik noch als „Planung des Gegenangriffs“ genannt werden. Alle nachfolgenden Varianten bestimmen die Geografie der strategischen Entfaltung ausschließlich aus den Gründen der militäroperativen und politischen „Bequemlichkeiten“ für die angreifende Rote Armee. Die Bewertung der wahrscheinlichen Pläne der deutschen Leitung (die Entfaltung der mächtigsten Gruppe der Deutschen nach Norden oder nach Süden von Sumpfen von Polessje) wird mehrmals geändert, aber dies beeinflusst die Wahl der Richtung des Hauptangriffs der Roten Armee nicht.

Konkreter gesagt: seit Oktober 1940 ziehen alle Varianten des Plans der Entfaltung der Hauptkräfte der Roten Armee südlich vom Pripet im Gebiet des sogenannten „Lemberger Vorsprungs “ in Betracht. Die Wahl genau dieser Entfaltungsschema (und dementsprechend der Verzicht von der „nördlichen Variante“) begründen die Verfasser der Dokumente durch rein Angriffskalkulationen:

„Die Entfaltung der Hauptkräfte der Roten Armee im Westen mit der Gruppe der Hauptkräfte gegen Ostpreußen und in der Warschaurichtung verursacht Befürchtung daran, dass der Kampf in dieser Front zu Dauerschlachten führen, unsere Hauptkräfte fesseln und keinen nützlichen und raschen Effekt geben, den Eintritt der Balkanländer in den Krieg gegen uns beschleunigen kann…

Vorteilhaft ist die Entfaltung unserer Hauptkräfte nach Süden vom Pripet, damit durch mächtige Angriffe Lubins, Radoms und in der Krakow-Richtung die Hauptkräfte der Deutschen zu vernichten und in der ersten Etappe des Krieges Deutschland von den Balkanländer zu trennen, ihm die wichtigen wirtschaftlichen Grundlagen zu entziehen und die Balkanländer bezüglich der Frage ihrer Beteiligung im Krieg gegen uns entschlossen zu beeinflussen.“ (Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums, ф.16, оп. 2951, д..241, л.15-17)

Der Angriff auf Lublin-Radom-Krakow wurde stabil nur als „die erste strategische Aufgabe genannt“. Der im März (1941) erschiene Plan bestimmt offensichtlich die Richtungen der weiteren Angriffe:

„Das weitere strategische Ziel für die Hauptkräfte der Roten Armee kann abhängig von der Situation wie folgend sein: die Operation durch Poznan nach Berlin zu erlauben oder sich nach Südwesten über Prag und Wien zu begeben oder Torun und Danzigim Norden anzugreifen, um Ostpreußen umzugehen. “ (Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums, F..16, G. 2951, D.241, L.17-18)

 

Wenn die Absicht der Operation selbst klar war, und die Diskussion ist nur mit dem Ziel der Detailpräzisierung denkbar, so ist unmöglich, sogar den vorläufige Anfangstermin der „Befreiungsmarsches“ aufgrund der preisgegebenen Dokumente festzustellen. Der russische Staat setzt das erfolgreiche Versteckspiel mit unabhängigen Geschichtsforschern fort. Ich weiß noch, wie in meiner Kindheit gab es eine Radiosendung: „Rate mal, rate mal – ein spannendes Spiel…“

Die von W. Suworow und I.Bunitsch geäußerte Hypothese, dass Stalin vorhatte, den Einbruch in Europa in dem Moment anzufangen, als die deutschen Truppen sich auf die Britannischen Inseln landen würden, findet in den bekannten Dokumenten keine Bestätigung. Die Hypothese ist zweifellos sehr schön und logisch aber die reine „Schönheit der Absicht“ reicht für den Geschichtsforscher nicht.

Der Vortragszettel vom 11. März 1941, wo ruft große Fragen hervor, wo auf der Rückseite der 27. Seite die Phrase mit der dünner Bleistift mit der sorgfältigen zierlichen Schrift die folgende Phrase geschrieben steht: „Den Angriff am 12.6 anzufangen.“ Diese Phase ist mit dem Kontext nicht verbunden (sie erscheint nach der Beschreibung der für den„linken Flügel der Hauptgruppe der südwestlichen Fronte“ bestimmten Aufgabe) und scheint im Dokument unpassend zu sein, wo alle chronologischen Notizen in relativen Größen genannt werden, die zum ersten Tag der Operation „gebunden“ sind („am dritten Tag der Operation mittels der beweglichen Teile Sedlec in Besitz zu nehmen und am 5. Tag sich über die Weichsel überzusetzen…mithilfe der beweglichen Gruppen Krakow am 8. Tag der Operation in Besitz zu nehmen… “ ). Das rätselhafte „den Angriff anzufangen“ konnte auf schändliche Intrigen der „Resunisten“, die das Dokument falsifiziert haben, abgeschrieben werden, wenn selbst M.A. Gareew, General der Armee, Präsident der Akademie für Militärwissenschaften, zweifache Doktor der Wissenschaften, der kaum den „Resunisten“ sympathisieren würde, diese seltsame Schrift nicht erläutert hätte .

Die aufmerksame Analyse des Dokumentes gibt einen bestimmten Grund zu vermuten, dass die Phrase „den Angriff am 12. Juni zu starten “ wurde gar nicht mit dem 12. Juni 1941 verbunden. Wahrscheinlich handelte es um den Sommer 1942. Die Logik hier ist sehr einfach – die meisten mechanische (Panzer-)Verbindungen, die im März (1941) erschienenen Plan der strategischen Entfaltung, existierten noch nicht in der Realität. So, wurden nach dem Plan drei mechanische Korps Zusammensetzung der 4. Armee der westlichen Front (genau sie sollte „am dritten Tag der Operation mittels der beweglichen Teile Sedlec in Besitz zu nehmen und am 5. Tag sich über die Weichsel überzusetzen“). Mit derselben Bleistift sind auch dessen Nummern eingeschrieben: 13., 14. und 17. Damals konnte es um den entschlossenen Angriff mithilfe dieser Verbindungen keine rede sein.

Das 14. mechanische Korps nach den im Februar 1941 bestimmten Plänen sollte seine Bildung nur Anfang 1942 beenden. Was 13MK und 17 MK angeht, waren sie überhaupt in einer der ersten Phasen der Bildung, und auch gegen Ende 1941 sollte deren planmäßige Zulänglichkeit mit Panzern etwa 25-30% hoch sein.

Im Großen und Ganzen war das sich im Februar 1941 entwickelnde Bildungsprogramm der riesigen Panzertruppen aus dreißig mechanischen Korps mit Tausend Panzer in jedem davon, die Neubewaffnung dieser schrecklichen gepanzerten Horde mit „Panzern des neuen Typs“, d.h. KW und T-34 früher als gegen Ende 1942 (falls nicht später) nicht zu beenden. Keiner vernünftiger Mann - und Stalin war zweifellos ein denkender und höchst vorsichtlicher Mensch – würde so eine grandiose „Generalrenovierung“ ein paar Monate vor dem Großen Krieg zu veranstalten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass in endlosen Beschwörungen der sowjetischen geschichtlichen Propaganda („Stalin hoffte, den Angriff Deutschlands bis Sommer 1942 zurückzuhalten“) ein gewisser Teil der Wahrheit zu finden ist. Aber einer wunderlich verzerrten Wahrheit. Stalin hat die größte Armee der Welt nicht dafür geschaffen, um mit stockendem Herzen zu raten: „Wird er angreifen oder wird er nicht…“ Stalin führte seine eigene aktive, und offensive Politik durch; er wartete auf den Angriff Hitlers nicht, sondern wählte die optimale Zeit für den vernichtenden ersten Schlag. Im März 1941 wurde dieser Moment von ihm wahrscheinlich für Sommeranfang („der 12. Juni“) 1942 oder sogar 1943 bestimmt.

 

„Auf dem Feld gibt es zwei Willen“ – so spricht das alte russische Sprichwort. Die dramatische Entwicklung der Ereignisse des zweiten Weltkrieges ließ Stalin sich nicht auf den Einbruch in Europa gründlich, wie es sich gehört, vorzubereiten. In einem Moment des Frühlings 1941 verstand Stalin, dass es unmöglich ist, bis zum Sommer des Nachjahrs zurückzuhalten, und dass die einzige Gelegenheit als erster anzugreifen stellt der Vormarsch der Roten Armee spätestens im September 1941 dar. So ist der „Plan Nr.2“ gestorben, bevor er realisiert worden war, und die politische Regierung der Sowjetunion war gezwungen den „Plan Nr. 3“ schnell auszuarbeiten.

Wann ist diese resche Wendung in Plänen von Stalin geschehen? So seltsam, wie es sein mag, können wir diesen Moment mit der Exaktheit von 1-2 Monaten (was bei dem Fehlen von direkten urkundlichen Zeugnissen als eine hohe Exaktheit gelten kann) feststellen. Frühestens am 6. April und spätestens am 24. Mai 1941.

Der 6. April 1941 ist einer der geheimnisvollsten Tage in der Geschichte des zweiten Weltkrieges. Wollen wir uns an die wichtigsten Ereignisse erinnern? In der Nacht vom 26. auf 27. März wurde in Belgrad der Militärstreich durchgeführt, der entweder vom englischen oder vom sowjetischen Geheimnisamt inspiriert wurde. Die neue Regierung von Simowitsch erklärte über ihre Absicht, den harten Widerstand den deutschen Ansprüchen zu leisten und wandte sich an die Sowjetunion mit der Bitte um Hilfe.

Am 3. April (d.h. nur eine Woche nach dem Streich) führte die jugoslawische Delegation Verhandlungen in Moskau über Freundschaft und Zusammenarbeit mit Stalin selbst. Trotz der Meinung von Deutschland, dass die „Zeit der Vertragsunterzeichnung mit Jugoslawien misslungen gewählt wird und einen negativen Eindruck hervorruft“, die durch den Boten Schulenburg dem Molotow erklärt wurde, wurde der sowjetisch-jugoslawische Vertrag um 2-30 nachts am 6.April 1941 unterschrieben.

Die Flugzeuge der Luftwaffe unterzogen Belgrad dem erbitterten Bombenangriff einige Stunden nach dieser Unterzeichnung und die deutschen Truppen drängten aufs Territorium Jugoslawiens ein. Die Sowjetunion hat seinem neuen Freund gar nicht geholfen. Am 6. April ungefähr um 16 Uhr (nach Moskau) empfang Molotow den Schulenburg und nachdem er den offiziellen Bericht über den Einbruch der Wehrmacht in Jugoslawien gehört hat, beschränkte er sich nur mit der melancholischen Anmerkung: „Es ist wirklich Schade, dass trotz alle Anstrengungen die Erweiterung des Krieges ist auf diese Weise nicht zu vermeiden…“

Was war denn das? Wofür hat Stalin mit Hitler demonstrativ „geneckt“, indem er keinen Wunsch (und auch die praktische Möglichkeit) Jugoslawien Militärhilfe zu leisten? Es ist gut bekannt, dass diese seltsame politische Demarche in Berlin äußerst gereizt empfangen wurde. Später (am 22. Juni 1941) waren genau die Ereignisse der 5-6 April als das Hauptzeugnis der feindlichen Politik, die die Sowjetunion Deutschland gegenüber durchgeführt hatte(„Mit der Unterzeichnung des sowjetischjugoslawischen Vertrags über Freundschaft, der das Hinterland der Belgrader Verschwörer gefestigt hat, schloss sich die Sowjetunion der gegen Deutschland gerichteten allgemeinen englisch-jugoslawisch-griechischen Front an “), im germanischen Memorandum über die Kriegserklärung der Sowjetunion.

Der 6. April ist der letzte Tag, über den man mit Sicherheit sagen kann, dass am diesem Tag die sowjetisch-deutsche Verhältnisse angestrengt und unfreundlich waren. Weiter ändert sich scharf die äußere (dies Wort soll mit drei fetten Linien untergezeichnet werden) Reihenkette der Ereignisse. Dabei wird sie in der einseitigen Richtung geändert – Moskau beginnt mit Berlin demonstrativ und aufdringlich „befreundet sein“.

Am 13. April ist das große Ereignis von Weltbedeutung geschehen: In Moskau wurde der Neutralitätspakt zwischen Japan und der UdSSR unterzeichnet – ein Abkommen, das für Stalin Handlungsfreiheit im Westen gewährte. Am selben Tag ist eine kleine Episode auf dem Moskauer Bahnhof passiert, die aber eine große Aufmerksamkeit der Politiker und Diplomaten aller Welt an sich gezogen hatte. Im Bericht, den der Bote Deutschlands an demselben Tag mit der Anmerkung „Dringend! Vertraulich!“ nach Berlin geschickt hat, wurde diese seltsame Episode wie folgend beschrieben:

„Ersichtlich unerwartet für Japaner und für Russen erschienen plötzlich Stalin und Molotow und begrüßten in der betont freundlichen Manier Matsuoku und die Japaner, die dort waren, und wünschten ihnen eine angenehme Reise. Danach fragte Stalin laut über mich und nachdem er mich gefunden hatte, kam er auf mich zu, umarmte mich und sagte: „Wir müssen Freunde bleiben und Sie müssen nun alles dafür tun!“ Danach wendete sich Stalin an den Vertreter des deutschen Militärattaches dem Oberst Krebs und nachdem er festgestellt hatte, er sei ein Deutscher, sagte ihm: „Wir werden mit Ihnen auf jedem Fall Freunde bleiben!“ Stalin begrüßte mich und den Oberst Krebs auf diese Weise zweifellos mit Vorsicht und hat damit die allgemeine Aufmerksamkeit des dort anwesenden zahlreichen Publikums daran gezogen“.

Die heißen Umarmungen an den Türen des Waggons waren bald durch andere genauso demonstrative Handlungen ergänzt. In Moskau wurden die Botschaften und diplomatische Vertretungen der Länder geschlossen die von der Wehrmacht vernichtet bzw. okkupiert wurden. Die Botschaft von demselben Jugoslawien war auch keine Ausnahme, obwohl die „Tinte auf dem Vertrag über Freundschaft mit ihm noch feucht war“. Von der anderen Seite sind die Verhandlungen mit England so kalt geworden, dass der englische Bote S. Cripps am 6. Juni 1941 von Moskau nach London „für Konsultationen“ abberuft wurde. Im Mai 1941 akzeptierte die Sowjetunion mit der blitzenden Bereitschaft die deutsche Regierung vom Irak, die mittels Militärstreichs zur Macht gekommen war. So wohlwollend für Deutschland wie möglich waren alle Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit entschlossen. Im Außenlandesministerium Deutschlands wurde am 15. Mai 1941 betont:

„Die Verhandlungen mit dem ersten Vertreter des Volkskommissars des Außenhandels der UdSSR sind in einer sehr konstruktiven Stimmung durchgeführt… Ich bekomme den Eindruck, dass wir an Moskau wirtschaftliche Ansprüche geltend gemacht haben könnten, die sogar die Rahmen des Vertrages vom 10. Januar 1941 überwinden…Zu dieser Zeit wird der durch den Vertrag bestimmte Stoffumfang von Russen pünktlich geliefert trotz der Tatsache, dass es ihnen viel Mühe kostet; die Verträge werden glänzend erfüllt, was besonders die Getreideverträge angeht…“

Der ältere Graf Schulenburg war mit den Umarmungen der gastfreundlichen Moskauer Gastgeber völlig bezaubert (übrigens wurde der ehemalige Bote von Deutschland in UdSSR 1944 für die Teilnahme an der Verschwörung gegen Hitler hingerichtet, so konnte seine „naive Zutraulichkeit“ nicht so naiv sein, wie es scheint). Am 24. Mai 10 941schreibt er in seinem Bericht nach Berlin:

„… Die Tatsache, dass die Außenpolitik in erster Linie auf die Abwendung des Zusammenstoßes mit Deutschland gezielt ist, wird mit der Position bewiesen, die die sowjetische Regierung in den letzten Wochen (von mir untergezeichnet – M.S.) durch den Ton der sowjetischen Press gewählt hat, die alle Ereignisse, die Deutschland angehen, nur in der widerspruchlosen Form, und durch die Befolgung aller wirtschaftlichen Verträge… “

Am 5. Mai 1941 erklärte Stalin sich als den Präsidenten vom Rat der Volkskommissare, d.h. das Oberhaupt der Regierung der UdSSR. Dieses Ereignis erstaunte damals jedermann, außer Bürgerschaft der Sowjetunion, die enthusiastisch und einstimmig einer neuen weisen Entscheidung zugestimmt haben. Alle anderen wussten nicht, was sie denken sollen. Später, im Herbst 1941, schrieb S. Cripps in seinem Vortrag an den Außenminister E. Iden:

„…In der UdSSR beginnen solche Ereignisse zu geschehen, die offensichtlich gewisse Sonderziele hatten. Kurz nach der Parade zum 1. Mai wurde die Verordnung über Stalins Ernennung zum Ministerpräsident veröffentlicht, was zweifellos ein Akt von riesiger politischer Bedeutung war. Jeder behauptete, dass dieser seiner Schritt ein sehr wichtiges Ziel verbergt, aber keiner wusste sicher, was nämlich es sein könnte…“

Dieses Geheimnis ist sehr groß. Die Tatsache, dass Stalin auch vor dem 5. Mai 1941 die absolute Macht besaß, obwohl er nur einer der mehreren Angeordneten des Parlaments der UdSSR war, braucht kaum präziser erklärt zu werden. Auch vor dem 5. Mai 1941 beriet sich Kamerad Molotow, der der nominale Präsident von SNK war, mit Stalin über jeden seinen Schritt, jede Entscheidung der Regierung. Mehrere Jahre regierte Stalin das Land, ohne die formale Erklärung seines faktischen Status als den einzelnen Diktator zu brauchen. Was hat sich Anfang Mai 1941 geändert?

Am 10. Mai 1941 wurde in der Verteidigungskomitee bei SNK der UdSSR „die Liste der an der Beratung zu verhandelten Fragen“(wer mit wem wird sich beraten ist nicht angegeben) veröffentlicht. Punkt Nr. 14 der Tagesordnung lautet wie folgend: „Über zusätzlichen Kostenanschläge für die Periode der Mobilisation und den ersten Monat des Krieges“. Am 12. Mai 1941wurde „die Liste der Fragen in Zentralkomitee der kommunistischen Partei der Sowjetunion.Punkt Nr. 7: „Über die Funktionierung der ZLF (Zivilluftflotte) in der Kriegszeit“.

Ein weiteres Dokument verdient eine besondere Aufmerksamkeit. Am 4. Juni 1941 schickt der Narkom von WMF N. Kusnetsow an den Vertreter des Präsidenten von SNK (d.h. dem Vertreter von Stalin) N. Wosnesenski einen Vortragszettel Nr. 1146, das Vertraulichkeitsniveau: „Streng vertraulich, Spitzenmeldung!“ Und dies ist wirklich eine Spitzenmeldung für einen Geschichtsforscher, da dort zum ersten Mal zusammen mit dem Wort „Kriegszeit“ absolut konkrete Termine erscheinen: „Ich lege dabei ein Bedürfnisverzeichnis von Narkomat WMF bezüglich Minen- und Torpedobewaffnung für die Kriegszeit von 1.07.41 bis 1.01.43 vor. Ich bitte um Ihre Anweisungen über die Steigerung des bestimmten Umfangs der Minen- und Torpedobewaffnung, berechnend, dass die Bedürfnisse daran für das zweite Halbjahr 1941 Kriegsjahrs beträgt 50% von dem ganzen Bedürfnis bis 1.01.43.“

 

Also, plant das Volkskommissariat der Kriegsmarine, schon im nächsten Monat zu kämpfen. Der Operativplan dieses bedeutenden Seekrieges ist schon zusammengestellt – ansonsten hätte Kusnetzow N.G. die genaue Verrechnung der Ausgaben für Minen-Torpedo Ausrüstung pro jedes Halbjahr nicht prognostizieren können.

Im Mai (frühestens am 15. Mai, das genaue Datum ist nicht bekannt) wurde die nächste Variante der "Überlegungen nach dem Plan der strategischen Entfaltung der Streitkräfte der Sowjetunion" ausgearbeitet. "Maiüberlegungen" übereinstimmen mit allen vorherigen Varianten nach Ziel, Aufgaben, Angriffsschwerpunkte, Frist und Grenzen - enthalten auch einen neuen Faktor. Das ist: "Deutschland hat die Möglichkeit, uns vor der Entfaltung zu warnen und einen unerwarteten Angriff anzusetzen". Keine von den anderen bekannten Varianten des Plans der strategischen Entfaltung enthalten eine sinnverwandte Phrase. Dann schlagen die Planausarbeiter nachdrücklich vor: "Auf keinen Fall soll die Initiative zum Handeln dem deutschen Kommando gegeben werden, dem Gegner zuvorkommen und die deutsche Armee in jenem Augenblick anzugreifen, wenn sie im Prozess der Entfaltung ist und keine Zeit haben wird, um die Front und Zusammenwirken aller Waffen zu organisieren ".

Äußerst wichtig ist es zu betonen, dass es sich nicht um eine "größere Aggressivität" der "Maiüberlegungen" handelt - alle vorherigen Varianten sahen nichts anderes vor, als die Durchführung einer großmaßstäblichen Angriffsaktion außerhalb der Staatsgrenzen der UdSSR. Was die Absicht angeht, dem Gegner zuvorzukommen und "ihm keinesfalls die Initiative zum Handeln einzuräumen", so ist es nur eine begründete Forderung nach gutem Ermessen. Der Vorzug des ersten Angriffs ist ein viel zu wichtiges Moment, um es dem Gegner zu schenken. Eine wesentliche Neuheit besteht darin, dass im Mai 1941 das Sowjetkommando nicht mehr so sicher war, dass es geschafft werden konnte, darum bat Stalin unverzüglich alle nötigen Maßnahmen zu treffen, "ohne die es nicht möglich ist, einen Luft- oder Landschlag dem Gegner zu versetzen".

Am 24. Mai 1941 fand im Arbeitszimmer von Stalin eine mehrstündige Beratung statt, and der, außer Stalin, folgende Persönlichkeiten teilnahmen:

- das stellvertretende Oberhaupt der Regierung und der Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten Molotow

- der Volkskommissar der Sicherheit Timoschenko

- Leiter des Generalstabs Zhukow

- Leiter der Führungsabteilung des Generalstabs Watutin

- Leiter der Hauptverwaltund der Luftwaffe der Roten Armee Zhigarew

- Befehlshaber der Truppen der fünf westlichen Grenzbezirke, Mitglieder der Kriegsräte und Befehlshaber der Luftwaffe dieser Bezirke.

Es gab keine anderen ebenso bedeutende Beratungen der höheren militär-politischen Verwaltung der UdSSR weder einige Monate vor dem 24. Mai, noch nach diesem Datum bis zum Kriegsausbruch.

Nicht weniger bemerkenswert ist die Liste von Personen, die am 24. Mai 1941 in der Beratung fehlten. Nicht eingeladen waren:

- der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses beim Rat der Volkskommissare der UdSSR Marschall Woroschilow

- Stellvertreter des Volkskommissaren der Sicherheit: Marschälle Budenni, Kulik, Schaposchnikow, Armeegeneral Meretzkow

- Leiter der Hauptverwaltung von politischer Propaganda der Roten Arbeiter- und Bauernarmee Zaporozhetz

- Volkskommissar der Kriegsmarine Kuznetzow N.

- Volkskommissar für innere Angelegenheiten Beria L.

- Sekretäre des Zentralkomitees der kommunistischen Partei der Sowjetunion Zhdanow und Malenkow, die in der Partie Militärfragen und dem Oberkriegsratangehörten anleiteten.

Das ist, eigentlich, der ganze "Informationsmassiv". Bis dato ist nichts mehr bekannt. Weder sowjetische, noch russische offizielle Geschichtsforschung fiel kein Wort über den Gegenstand der Beratungen und der am 24. Mai getroffenen Entscheidungen. Die wenigen Teilnehmer, die bis zum Tod Stalins lebten, haben in ihren Memoiren über die Beratung auch nichts mitgeteilt. Schon zu Beginn des 21. Jahrhunderts enthielten auch freigegebene Sonderakten der Sitzungsprotokolle des Politbüros des Zentralkomitees der kommunistischen Partei der Sowjetunion vom Mai 1941 (das Russische Staatsarchiv der sozialen und politischen Geschichte, F. 17, G. 162, D. 34-35) keine sogar geringsten Erwähnungen über diese Beratung. Allein Marschall Wasilewski erinnert sich in seinem Artikel, der in der Stille des Archivs beinahe 27 Jahren lagerte: "Einige Wochen vor dem Angriff des faschistischen Deutschlands auf uns, das genauere Datum kann ich leider nicht nennen, denn alle Dokumenten betreffend Bezirksoperativpläne waren vom Generalstab dem Kommando und den Stäben der entsprechenden Militärbezirke überreicht ".

Welche Schlussfolgerungen können wir auf Grund der vorhandenen Informationenfetzen ziehen? Am 24. Mai 1941 fand eine Beratung der höheren militär-politischen Verwaltung des Landes statt. Die Zusammensetzung der Teilnehmer der Beratung ist ziemlich merkwürdig: Marschälle, die hohe und angesehene Stellungen bekleiden, fehlen, stattdessen sind Generalleutnante aus den Bezirken anwesend. Hätte im Stalins Arbeitszimmer ein gewöhnliches "Dienstveranstaltung" passiert, etwas in der Art von der Besprechung der Ergebnisse der Truppenausbildung und der Lehrpläne für den Sommer, wäre die Teilnehmerzusammensetzung höchstwahrscheinlich anders. Es bleibt nichts übrig als vermuten, das die Erinnerungen von Wasilewski richtig sind, und gerade im Verfolg der Beratung am 24. Mai 1941 war der Inhalt der geheimen Operationspläne zur Kenntnis der Vollzieher gebracht, d.h. dem Kommando der militärischen Grenzbezirke (der zukünftigen Fronten).

Ist es so, dann wird auch die Zusammensetzung der Teilnehmer der Beratung verständlich (nur die Menschen, die die letzte Variante des operativen Kriegsplan ausarbeiteten, und die ihn verwirklichen sollten) sowie die strenge, undurchdringliche Vorhang der Geheimhaltung, der alles, was mit dem Geheimnis der Beratung am 24. Mai umgab (und bis jetzt umgibt).

Ist unsere Vermutung richtig und wurde in der Beratung am 24. Mai 1941 der von Stalin gebilligte Kriegsplan gegen Deutschland den zukünftigen Frontbefehlshaber bekannt gemacht, so wird der "Umfang der möglichen Daten" vom Beginn der Kampfhandlungen fast bis zwei Monate eingeschränkt: ab Mitte Mai bis Ende August 1941.

Diese genügend offenbare Schlussfolgerung wollen wir kurz erklären. Hätte man im Mai 1941 voraus, den Angriff auf Europa 1942 (um so mehr 1943) zu beginnen, würden am 24. Mai 1941 geheime Operativpläne dem Kommando der Militärbezirke nicht überreicht. Zu früh. Zu gefährlich – es bestehen mehrere Gelegenheiten der Informationsentweichung. Und auch sinnlos – bis auf Sommer 1942 konnte sich die militär-politische Situation mehrmals ändern. Und die Tatsache selbst, dass die Beratung am 24. Mai durchgeführt wurde, sowie die sich offensichtlich abzeichneten ab Mitte April Politik der äußerlichen " Friedlichkeit " in Beziehungen mit Deutschland, und der offizielle Amtsantritt von Stalin als Staatsoberhaupt der UdSSR - Regierung, und – das wichtigste – die ab Ende Mai angefangene heimliche Mobilmachung und großmaßstäbliche Umdislokation der Truppen, lassen vermuten, dass der Plan Stalins Nr. 3 voraussetzte, den Eingriff auf Europa schon im Sommer 1941 zu beginnen.

Es lässt sich keine Möglichkeit absehen, das konkrete Datum des Beginns der strategischen Ansammlung der Truppen der Roten Armee. Eine schöne Metapher, vorgeschlagen von Suworow W. ("der Löwe in der Savanne kriecht zuerst lange und geräuschlos auf das Opfer heran und erst im letzten Moment, mit dröhnendem Röhren, stürzt sich darauf im offenen Sprung") passt am besten, um die Situation im Mai-Juni 1941 zu beschreiben. Die strategische Entfaltung der Roten Armee fand im Zeichen einer vorher nie gewesenen Geheimhaltung, mit Verstoß vieler "ordnungsgemäßiger" Regeln. "Das Gesamtvolumen des Transports der Truppenbestandkörper betrug 939 Militärzüge. Die Länge des Antreten der Truppen und späte Fristen der Ansammlung wurden von Tarnungsmaßnamen und Einhaltung des Eisenbahnbetriebs zu friedlicher Zeit bestimmt" – schreiben die Verfasser eines kollektiv geschriebenen Werkes "1941 –Lehre und Schlussfolgerungen" (wurde von einer großen Gruppe der Geschichtshistoriker der UdSSR im Jahre 1992 zusammengestellt).

Der Satz über "die Länge des Truppenantretens", dazu mit "Einhaltung des Eisenbahnbetriebs zu friedlicher Zeit " ist nicht zu verachten. Eisenbahnen, Züge und Dampflokomotiven wurden für die Millionenarmeen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die wichtigste "Waffengattung", die in vieler Hinsicht den Ausgang der wichtigsten Kämpfe zweier Weltkriege vorbestimmte. Dementsprechend, hatten alle Länder noch in der Friedenszeit ausgearbeitete Pläne der Eisenbahnumwandlung zur Arbeitsweise des "maximalen Militärtransports". So, auf der Etappe der strategischen Entfaltung der Wehrmacht für die Invasion in die UdSSR funktionierten die Eisenbahnen ab dem 23. Mai nach dem Verkehrsplan des "maximalen Militärtransports". Der Verkehrsplan des Militärtransports im europäischen Teil der UdSSR wurde (12. September 1939) eingeführt, auf der Etappe der strategischen Entfaltung der Roten Armee vor dem Krieg mit dem vom Einfall der Wehrmacht halbzerstörten Polen. Jedoch im Juni 1941 wurde nichts Ähnliches gemacht!

Nach Berechnungen, die sich in den Vorkriegsplänen des Sowjetkommandos enthielten, waren für den Transport nach Plänen der strategischen Entfaltung der Truppen der Roten Armee 8 Tage nötig (für die Nordfront, d.h. den Leningrader Militärbezirk) bis zu 30 Tagen (für die Südwestliche Front, d.h. den Kiewer Verteidigungsmilitärbezirk). In der Tat wurde die Umgruppierung der Truppen unter Bedingung der Einhaltung des Verkehrsplans des Eisenbahntransports zur Friedenszeit, nicht beschleunigt, sondern sich hingezogen. Es zog sich hin wegen einer von einer klaren, 1992 von einer Gruppe sowjetischer Historiker offen gestandener Ursache mit dem Ziel, höchstmögliche "Tarnungsmaßnamen" zu sichern. Anders gesagt, das "Wild" nicht vorzeitig aufzuscheuchen.

Als erste fingen die sich in Transbaikalien und der Mongolei befindenden Verbände der 16. Armee und des 5. mechanischen Korps an, sich auf den Weg zu machen. Am 22. Mai 1941 begann die Aufladung der ersten Truppenteile in den Transport, der mit Rücksicht auf eine lange Distanz und den gültigen Eisenbahnverkehrsplan der friedlichen Zeit in die Ukraine, ins Bezirk Berditschew - Proskurow - Schepetowks in der Zeitspanne vom 17. Juni bis auf das 10. Juli ankommen sollten. Vom 13. bis 22. Mai erhielt man die Anordnungen des Generalstabs über den Einfahrensbeginn an die westliche Grenze noch zweier Armeen von der Reserve des Oberkommandos. Die 22. Armee rückte vor in das Bezirk Welikie Luki - Witebsk mit dem Vollendungstermin der Ansammlung 1- 3. Juli, die 21. Armee fasste sich zusammen im Raum von Tschernigow - Gomel - Konotop bis 2. Juli. Am 29. Mai wurde die Entscheidung über die Aufstellung der 19. Armee und ihre Entfaltung im Raum von Tscherkassi – Belaja Tzerkow bis 7. Juli getroffen. Frühestens am 13. Juni wurde die Entscheidung über die Formation auf Basis von Verbänden des Orlower und Moskauer Militärbezirke noch einer, der 20. Armee getroffen, die sich bei Smolensk bis 3-5. Juli konzentrieren sollte.

"Die Truppenverschiebung war mit Berechnung auf die Vollendung der Ansammlung in den von den Operativplänen vorgesehenen Räumen geplant, vom 1. Juni bis 10. Juli 1941". Nur für diesen Satz mussten die Autoren der Kollektiven Monographie "1941 – Lehre und Schlussfolgerungen" mit einer Medaille "Für die Tapferkeit" ausgezeichnet werden. In der Tat bedeutet diese Phrase, dass bei dem Ausarbeiten der "operativen Pläne", insbesondere - bei der Verlaufsplanung der Entfaltung, wurde der deutsche Angriff nicht vorausgesetzt. Die Zeitfolge dabei ist sehr einfach. Die Truppen, die die Ansammlung bis zum 10. Juli vollenden, beenden die operative Entfaltung und werden zum Kampf nicht vor dem 15.-20. Juli bereit. Zur Durchführung der strategischen VERTEIDIGUNGSoperation ist es schon äußerst spät (was auf den Schlachtfeldern im Sommer 1941 schonungslos bestätigt wurde).

Es war naiv zu erwarten, dass Hitler – falls er sich entschließt, auf die UdSSR 1941 zu überfallen – mit dem Beginn der Invasion bis zum Juli zögern wird. Wie es heutzutage bekannt ist, sollte der Angriff nach dem Ursprungsplan des deutschen Kommandos am 15. Mai beginnen, nach der endgültigen Austrocknung von unbefestigten Landstraßen des europäischen Teils der UdSSR von der Frühlingsschlammperiode. Der Balkaner Feldzug hat aber " die Karten von Hitler gemischt " und führte zur Verzögerung des Angriffs auf die UdSSR für ganze fünf Wochen (es ist kein Geheimnis, dass nach der Meinung vieler Militärspezialisten – und nicht nur unter den "geschlagenen Generälen von Hitler" - hatte diese Verzögerung verhängnisvolle Auswirkung auf die Resultate des Feldzugs). Es würde aber unvernünftig, den Angriff in der zweiten Hälfte von Juli zu beginnen - sogar beim Fehlen jedes Widerstandes von der Seite der Roten Armee stand es der deutschen Infanterie (und das sind vier Fünftel der Einbruchsarmee) bevor, sich zum im "Plan von Barbarossa" festgelegten Linie Archangelsk-Astrachan bis an den Gürtel im Schnee zu schleppen…

"Die Beendigung der Konzentration in den von Operativplänen vorgenommenen Bezirken" in der ersten Dekade von Juli bedeutet die Bereitschaft für den Beginn der strategischen OFFENSIVEN Operation ab 15-20. Juli. Das ist die "untere Grenze" des Datums für den Beginn des Eingriffs in Europa nach Stalins "Plan № 3". Es ist auch nicht schwer, die obere Grenze zu bestimmen, indem wir uns auf die Bewertung von Natur- und Klimaverhältnissen des osteuropäischen Kriegsschauplatzes stützen.

Der Angriffsschwerpunkt, wie es schon oben genannt wurde, war es geplant, in Richtung Lwow - Krakau, mit weiterem Nachstoß auf Poznan-Berlin oder Prag-Wien zu versetzen. Die planmäßige Dauer der "ersten strategischen Aufgabe" betrug 25-30 Tagen. Im Krieg geht aber nicht alles nach dem Plan, dazu kommt, dass der erfolgreichen Lösung "der ersten Aufgabe" sollte der nächste, noch tiefreichender Schlag folgen. Aber sogar in Südpolen, in der Slowakei und Ungarn kommt im Oktober-November der Herbst und danach Winter- nass, patschig, mit Regen, Nebel und nassem Schnee. Für die Tätigkeit der Luftwaffe und schneller Truppen ist es viel schlimmer als ein "üblicher" russischer Winter mit klirrendem Frost, der alle Straßenrichtungen in einen "befestigten Weg " verwandeln sowie eine "Eisbrücke" über Seen und Flüsse schaffen. Demgemäß, kann Ende August – Beginn September als äußerster Termin gelten, nach dem es zu gefährlich sein könnte, einen großen Angriff in Südpolen und auf dem Balkan anzufangen.

Es lohnt sich, die Chronologie der strategischen Entfaltung der Roten Armee mit der Vorbereitung auf den Eingriff des Gegners an der anderen Seite der zukünftigen Front zu vergleichen. Im Dezember 1940 teilte Hitler seinen Generälen mit: "Der Befehl über die strategische Entfaltung der Streitkräfte gegen die Sowjetunion werde ich im Notfall acht Wochen vor der eingeräumten Frist des Operationsbeginn erteilen". Dieses Versprechen ("acht Wochen") hat Hitler verwirklicht – der Tag des Operationsbeginns (22. Juni 1941) war endgültig festgelegt und zur Kenntnis des Oberkommandos der Wehrmacht am 30. April, d.h. vor 52 Tagen des Operationsbeginn gebracht. Wenn wir acht Wochen vom Datum der Beratung am 24. Mai abzählen, erhalten wir das Datum 19. Juli – eine ganz realistische Frist für die Vollendung aller Aktionen nach der strategischen Entfaltung der Roten Armee.

Es lohnt sich zu erwähnen, dass im Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums, im Archivbestand der Beutedokumenten des Gegners sind gewisse analytische Notizen (vorbestimmt, vielleicht, für die Propagandadienst der Wehrmacht) aufbewahrt, in denen Ursachen beschrieben sind, die den "Führer" zum Kriegsausbruch gegen sie Sowjetunion angeregt haben. Dort sind gewisse "geheime Materialien, die in einem Geschäftsraum der Roten Armee in Lutzk gefunden waren" (die Westukraine) erwähnt, nach denen der Kampfhandlungenbeginn angeblich am 25. Juli 1941 vorgesehen war (Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums, F.500, G.12462, D.596, L. 65).

Als wahrscheinlicher Termin des Kriegsausbruchs wurden Juli-August 1941 genannt und die Namen vieler gefangengenommenen Kommandeure der Roten Armee. Selbstverständlich, der Personenkreis, dem so ein wichtiges Militärgeheimnis anvertraut wurde, sowie das genaue Datum des Überraschungsangriffs, war äußerst begrenzt, darum kann die unten angeführte Aussage nur die allgemeine Stimmung, den "allgemeinen Mut" der Roten Armee im Sommer 1941, zu widerspiegeln.

So berichtete der Militärarzt Kotlarewki, am 30. Mai 1941 für die 45-tägige "Ausbildungsversammlung" im Medizin- und Sanitärbataillon der 47. Schützendivision einberufen, dass "am 7. Juni teilte man dem Pflegepersonal vertraulich mit, dass nach Ablauf von 45 Tagen wird keiner entlastet, denn in der nächsten Zukunft der Krieg gegen Deutschland stattfinden wird".

Der Kapitän Krasko, der Adjutant des Kommandeurs des 661. Regiments der Schützendivision 200 zeugte: "Noch im Mai 1941 wurde unter den Offizieren die Meinung ausgedrückt, dass der Krieg nach dem 1. Juli anfängt".

Nach den Worten des Majors Koskow, des Kommandeurs des Regiments 25 der Schützendivision 44, "nach dem Maßstab und der Intensität der Kriegsvorbereitungen würden die Russen Deutschland höchstens in 2-3 Wochen überfallen" (nach dem 22. Juni – M.S.).

Der Oberst Gaewski, der Regimentskommandeur der Panzerdivision 29 (in Dokumenten der 29. Panzerdivision wird der Oberst mit so einem Nachnamen nicht erwähnt - M.S.) zeugte: "Unter den Kommandeuren wurde es viel über den Krieg zwischen Deutschland und Russland gesprochen. Es existierte die Meinung, dass der Krieg ungefähr am 15. Juli anfängt".

Der Major Solowjew, der Adjutant des Regiments 445 der Schützendivision 140: "Im Prinzip wurde der Konflikt mit Deutschland и nach der Ernte erwartet, etwa Ende August – Anfang September. Die eilige Verlegung der Truppen an die westliche Grenze kann daraus erklärt werden, dass der Angriffstermin zurück aufgeschoben wurde".

Der Oberstleutnant Lapin, Leiter der operativen Abteilung des Stabs der 1. Schützendivision, zeugte, dass "der sowjetische Angriff im Herbst 1941 erwartet wurde".

Der General-Major Malischkin (vor dem Krieg – ein Oberlehrer, später der Leiter eines Studiengangs in der Generalstabakademie; der Adjutant der 19. Armee an der Westfront, am 11. Oktober im Wjazemski "Kessel" in Gefangenschaft genommen; einer der wichtigsten Mitkämpfer von Wlasow, erhängt am 1. August 1946) erklärte, dass "Russland würde Mitte August angreifen mit dem Einsatz von rund 350-360 Divisionen".

Die in der Gefangenschaft gemachten Aussagen von den Personen, die aktiv mit den Okkupanten zusammenarbeiteten, rufen einen verständlichen Zweifel hervor. Jedoch der verhängnisvolle Monat August als das wahrscheinliche Datum des Kriegsanfangs kommt in den Unterlagen zum Vorschein, wo er nicht zu erwarten ist.

Im Januar 1941 führte der Generalstab mit der Admiralität der Roten Armee zwei strategische Manöverspiele durch. Die Vorbereitung und die Durchführung der Manöverspiele leitete der Volkskommissar der Sicherheit Marschall Timoschenko selbst, Stalin wurde über die Ergebnisse berichtet. Es ist seltsam, aber der Spielverlauf war nicht mit abstrakten Daten verbunden ("der erste Tag der Operation", "der fünfte tag der Operation"…), sondern an gewisse Daten im August (!!!).

Anfang Juni 1941 besuchte der Befehlshaber des Leningrader Militärbezirks Generalleutnant М.М. Popow mit einer Inspektion sowjetischen Militärstützpunkt auf der "gemieteten" finnländischen Halbinsel Hanko. Am 15. Juni unterzeichnete М.М. Popow den an das Volkskommissariat der Sicherheit der UdSSR gesandter Bericht, in dem er seine Besorgnis über die, nach seiner Meinung, unzureichender Verteidigungsfähigkeit des Stützpunktes in Hanko ausdrückte und eine Reihe von konkreten Vorschlägen über seine Festigung äußerte. Der Bericht endete mit dem folgenden Satz: "Alle diese Maßnahmen spätestens am 1. August 1941 getroffen werden. (unterstrichen von mir - M.S.)"

Am 17. Juni 1941 fällte das Politbüro des Zentralkomitees der kommunistischen Partei der Sowjetunion die Entscheidung, "in die Armee 3700 politischen Mitarbeiter aus der Reserve einzuberufen, um das mittelmäßige Politkorps zu ergänzen. Die Einberufung soll in der Periode vom 1. Juli bis 1. August 1941 geschehen."

Am 18. Juni 1941 fällt das Politbüro des Zentralkomitees der kommunistischen Partei der Sowjetunion folgende Entscheidung: "dem Volkskommissariatу der Sicherheit im Juni aus der Staatsreserve 750 Tausend Stück Autoreifen zu gebenс mit der Rückgabe in die VSMR [Die Verwaltung der staatlichen Mobilisationsreserven] im September. Dem Volkskommissariat der Gummiindustrie zu erlauben, ab dem 18. Juni das Verladen von Autoreifen allen Verbrauchern aufzuhören, außer Volkskommissariaten und Behörden, die in der Anlage 1 angegeben sind, mit Verschiebung der Unterlasten auf das 4. Quartal".

In diesem Dokument gibt es kein Wort "August" – aber es gibt ein klares Verständnis dafür, dass im Juni - Juli wird das Volkskommissariat der Sicherheit auf возникнет auf den extra, "verzweifelten" Bedarf an Reifendecken. Es wurde beschlossen, diesen Bedarf mit dem Einsatz von Notstandsmaßnahmen zu decken, und die "Bresche", die sich in Vorräten und der Versorgung der Zivilbehörden bildete, allmählich ab September-Oktober auszufüllen. Es kann mit großem Teil der Sicherheit vermutet werden, dass der Sonderbedarf an Reifendecker mit der auf Juli-August geplanten öffentlichen Mobilisierung verbunden war, in deren Rahmen es bevorstand, aus dem Volkswirtschaft rund 240 Tausend Wagen der Roten Armee zu übergeben.

Im Archiv der Kommunistischen Internationale wird eine interessante Dokumentensammlung aufbewahrt - Berichte über die durchgeführte Arbeit (in meisten Fällen - Sprengarbeit) von finnischen Kommunisten, die im September 1941 die Frontlinie überschritten. Unter anderen liegt auch der Bericht Genossen Reino В. Kosunen "Über die Arbeit der Parteiorganisationen in Helsinki und Kuopio". Der Bericht endet mit der folgenden selbstkritischen Bemerkung:

"Wir, die Parteimitglieder, waren nicht auf dem Niveau der internationalen Ereignissen in der Zeit, als der neue Krieg ausbrach. Zwei Wochen vor dem Kriegsbeginn zwischen Deutschland – der Sowjetunion und Finnland (so im Text – M.S.) erhielt ich von der Parteiverwaltung einen Bericht über die Lagebeurteilung, weil ich mich auf eine Parteidienstreise nach Korkila fahren musste.

Der Bericht enthielt folgendes:

1. Der krieg setzt fort und verbreitet sich. Das ist kein Blitzkrieg.

2. In der Lage Finnlands werden keine Äderungen vor dem Herbst erwartet (unterstrichen von mir – M.S.), also wird der Krieg noch nicht erwartet.

Das heißt, dass wir uns auf den Krieg nicht vor dem Herbst vorbereiteten". ( 160 )

Die Fähigkeit, sich selbst zu kritisieren, ziert den Menschen – in diesem Fall aber ist Genosse Kosunen gegen sich selbst und den genannten "Parteimitgliedern" ungerecht. Diese Partei wurde nicht aus Helsinki, sondern aus Moskau geleitet. Die Genossen aus Finnland konnten nicht (und hatten kein Recht) andere "Lagebeurteilungen", außer denen, die von der Moskauer Verwaltung erhalten wurden, ausarbeiten. Wenn sich die finnischen Kommunisten auf den Krieg vorbereiteten, der "nicht früher als im Herbst" beginnen sollte, wurden sie auf dieses Gedanke nicht zufällig gebracht. Es ist auch kein Zufall, dass das Datum des voraussichtlichen Kriegsbeginn ist mit einer gewissen Verspätung genannt – absichtliche Desinformation gemeiner Vollzieher ist ein wichtiges und übliches Verfahren, wichtige Information zu verheimlichen…

 

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Streng gesehen, kann damit der kurze Überblick von drei Plänen Stalins beendet werden. Eingehende Detaillierung und Präzisierung wichtiger Momenten werden nur mit der Erweiterung der Datenbank möglich. Andererseits, das wichtigste ist schon jetzt bestimmt- keiner von diesen Plänen wurde durchgeführt.

Im Juni 1941 wurde die in der Tat noch erst beginnende strategische Entfaltung der Streitkräfte der UdSSR vom Hitlerschen Angriff unterbrochen. Die, die die Mobilisierung der Truppen nicht beendet haben, die auf den großen Flächen zerstreut waren, die weder geplante offensive noch improvisierte defensive Gruppierungen geschafft haben, wurden dem vernichtenden Schlag der Wehrmacht ausgesetzt und tatsächlich in Teilen zerschlagen. Nur die riesige Größe dieser "Teile", riesige menschliche Ressourcen (im zweiten Halbjahr 1941 wurden in die Rote Armee 11.790 Tausend Menschen einberufen), zyklopische Waffenhaufen, die in den Vorkriegsjahren angehäuft waren, eine leistungsstarke, für die deutsche Luftwaffe geographisch unzugängliche Verteidigungsindustrie, erlaubten, einer vernichtende Niederlage zu entgehen.

 

Es gibt aber noch eine Frage, noch ein historisches Problem, das ohne jede Übertreibung den Namen "das Geheimnis vom Juni 1941" verdient. Das Problem besteht darin, dass in den letzten Friedenstagen (ungefähr ab dem 13. bis 22. Juni 1941) unternahm die oberste militär-politische Verwaltung der UdSSR Schritte (genauer gesagt nicht weniger erstaunliche Untätigkeit), die in der damaligen Situation absolut unangemessen waren. Entweder haben wir mit der Erscheinung vom Wahnsinn, einem Anfall der zeitweiligen Unzurechnungsfähigkeit Genossen Stalins zu tun (was, apropos, ganz möglich ist – die Geschichte ist voll von Beispielen der wahnsinnigen Handlungen der Herren da oben), oder trat damals ein gewisser, noch von keinem vollständig entschlüsselter " Plan Stalins Nr. 4" in Wirkung.

Worin bestanden diese "unangemessenen Taten und die Untätigkeit"?

Für Hitler fiel der Moment des Übergangs vom Stadium des gedeckten "Heranschleichens" an den letzten Entscheidungsruck auf den 6. – 10. Juni 1941. In diesen Tagen begann das verladen der Panzer- und Schützendivisionen der Wehrmacht in den Richtung Osten fahrenden Eisenbahntransport (bis auf diesen Moment sammelte sich an den westlichen Grenzen der UdSSR Infanterie, deren allmählich zunehmende Konzentration keine Grundlage für die eindeutigen Schlussfolgerungen über Ziele des deutschen Kommandos bildete). Am 14.-20. Juni kamen mechanisierte Verbände auf die Entladebahnhöfe 100-150 km weit von der Grenze an und setzten sich auf den Weg in Marschkolonnen Richtung Bezirke, die als Angriffsausgangspunkte bestimmt waren.

Die Panzerdivision der Wehrmacht beträgt in Durchschnitt 200 Panzer und über 2,5 Tausend Rad- und Raupenmaschinen, Transporter, Schlepper und Panzerautos. Die Marschkolonne der Panzerdivision ist eine donnernde, Staub in die Wolken aufwirbelnde "Stahllinie" mit der Ausdehnung von einigen Dutzenden Kilometern. Und es war nicht nur eine Division, die sich der sowjetischen Grenzen näherte. So, auf der Engen (ca. 35*35 km) Linie des "Suwalkski Vorsprungs" (an der Grenzen Ostpreußens, Litauens und Weißrusslands) häuften sich in der zweiten Hälfte Junis vier Panzer- ( die 20., 7., 12., 19. ) und drei Schützendivisionen der Wehrmacht an (die 14., 20., 18.). Und das war eine Ergänzung der neun Infanteriedivisionen (26, 6, 35, 5, 161, 28, 8, 256, 162).

Zu jener Zeit fand auch die große Umsetzung von den Gruppen der Luftwaffe auf die Grenzflugplätze statt. So flogen zwei grüßte Geschwader (Luftdivision) der 2. Luftflotte (JG 53 und JG 51auf die Flugplätze des besetzten Polen, dementsprechend, am 12.-14. und 13.-15. Juni 1941. Den Flugplatzknotenpunkt Suwalki (und nächstliegenden Feldflugplätzen) hatten als Stützpunkt vier Gruppen (Regiments) von Sturzbomber "Junker", fünf Jagdgruppen und zwei Schlachtfliegergruppen (ZG), versehen mit zweimotorigen Mе-110. Es ist unmöglich, dass der sowjetische Spionagedienst solche Anhäufung von gegnerischen Kräften 30-50 km entfernt von der Grenze nicht bemerken konnte. Noch unmöglicher war es, sich bei der Einschätzung der Aufgabe zu täuschen, die das deutsche Kommando den Truppen gegeben hat, die sich im engen Raum ansammelten, die in das sowjetische Territorium an der Grenze von Militärbezirke /

-Fronten hineinragten.

Laut der reinen Logik, der grundlegenden Regeln der Kriegskunde und mehrjähriger praktischer Erfahrung in der ähnlichen Situation musste die militärpolitische Verwaltung der UdSSR unverzüglich zwei eng verbundene Entscheidungen fallen:

1. die völlige Mobilisierung anzufangen (d.h. die Sollmenge aus der Reserve einzuberufen, Hundert Tausende Wagen und Zehntausende Schlepper aus der Volkswirtschaft zu beschlagnahmen und zur Disposition der Armee zu übergeben sowie Mobilisationsvorräte des Heeresguts zu entpanzern) und

2. Die Deckungsoperation der Mobilisierung der Ansammlung und der Entfaltung zu beginnen.

Eben diese zwei Entscheidungen bilden den konkreten Inhalt der Erscheinung, die in der Alltagssprache "die Truppen in den absoluten Bereitschaftszustand zu bringen" heißt.

Jedoch keines von beiden wurde durchgeführt.

Die Sowjetunion, dieses höchst militarisierte totalitäre Reich, das im Laufe von vielen Jahren Vorbereitungen auf den Großen Krieg mit für seine Nachbar undenkbaren Ausmaß traf, erwies sich als das einzige Mitglied des zweiten Weltkriegs (hier werden große europäische Staaten gemeint und nicht lateinamerikanisch Bananenrepubliken), der die die vollständige Mobilisierung der Streitkräfte vor dem Beginn der Kampfhandlungen nicht ausgeführt hatte. Dazu noch – die öffentliche Mobilisierung in der UdSSR wurde nicht einmal am Tag des Kriegsausbruchs begonnen, sondern am nächsten Tag – am 23. Juni 1941. Das ist eine absolut unmögliche und unwahrscheinliche Situation. So etwas ist nirgendwo passiert: Deutschland und Polen, Frankreich und Finnland, Rumänien, Italien und Belgien – alle diese Länder haben die Mobilisierung einige Tage vor, oder sogar einige Wochen vor dem Kriegsbeginn begonnen. Die einzige Ausnahme von der Regel war die Sowjetunion.

Die Verordnung des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR lautete: "Als erster Tag der Mobilisierung soll der 23. Juni 1941 gelten". Die Erklärung von der Mobilisierung vom 23. Juni ist eine Tat so sehr außerordentlich, dass die Autoren vieler historischen Büchern nennen ohne langen Überlegungen das Datum des Mobilisierungsbeginn das "natürliche und allen verständliche" 22 Juni… Ein bemerkenswertes Detail ist dabei, dass Marschall Zhukow, dem die Absurdität der ganzen Situation der NICHTerklärung der Mobilisierung am Tag des Kriegsausbruchs klar war, in seinen Memoiren folgende Geschichte auszudenken beginnt:

"… S. К. Timoschenko telefonierte mit I. W. Stalin und bat nach Erlaubnis, in den Kreml zu kommen, um über den Entwurf der Verordnung des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR über die Durchführung der Mobilisierung und Schaffung des Hauptquartiers für das Oberkommando, sowie eine Reihe anderer Fragen zu berichten. I. W. Stalin antwortete, er sei beschäftigt mit der Beratung des Politbüros und kann ihn erst um 9 Uhr empfangen (es ist seltsam, was konnte am frühen Morgen am 22. Juni für das berüchtigte "Politbüro" wichtiger sein, als der Bericht der Verwaltung der Streitkräfte? – M.S.) … Den kurzen Weg vom Volkskommissariat zum Kreml hat das Automobil des Volkskommissars und meine mit der Grenzgeschwindigkeit zurückgelegt. A. N. Poskrebischew kam uns entgegen und begleitete ohne Verzögerungen ins Arbeitszimmer von I. W. Stalin…"

Wie viel Zeit konnte diese Fahrt "mit der Grenzgeschwindigkeit" von einem Gebäude im Zentrum Moskaus in ein andere? Wäre die Aussage Zhukows wahrheitsgetreu, so würde Poskrebischew die Tür ins Arbeitszimmer des Herrn vor Timoschenko und Zhukow gegen 9 Uhr 20 Minuten öffnen. Es nimmt nicht mehr als 20 Minuten in Anspruch, von einem Haus bis zum anderen zu fahren, sich den Wächtern auszuweisen und im Lauf die Treppe hinaufzusteigen. Leider überführt das " Besuchersbuch" wortlos, aber unerschütterlich Zhukow der Lüge: das Arbeitszimmer Stalins betrat er mit Marschall Timoschenko um 14-00 Uhr. Um zwei Uhr nachmittags. Die Autos sollten im Laufe von fünf Stunden "schnell fahren" …

In der Tat begann die Beratung des Militärs im Arbeitszimmer Stalins um 14-00, und um 16-00 verließen Timoschenko, Zhukow, Kulik, Watutin und Schaposchnikow Stalins Arbeitszimmer. Erst danach wurde das Telegramm mit der Erklärung der Mobilisierung vom Volkskommissar unterzeichnet und der Fernschreibzentrale des Postministeriums um 16 Uhr 40 Min. am 22. Juni 1941 übergeben.

"Die Mobilisierung bedeutet den Krieg". Der Komplex der Mobilisationsmaßnahmen ist so groß, dass man nicht schaffen kann, die angefangene Mobilisierung vom Gegner zu verheimlichen (und im Fall der öffentlichen Erklärung des Erlasses vom Präsidium des Obersten Rates, lässt es sich um die "Geheimhaltung" der Mobilisierung nicht reden). Die Erklärung (oder der tatsächliche Beginn) der Mobilisierung kann den Gegner zum Beginn der Kampfhandlungen anregen. Es besteht eine reale Gefahr. Eben aus diesem Grund war in sämtlichen Plänen der strategischen Entfaltung der Streitkräfte der UdSSR sowie in den Plänen der operativen Entfaltung der Truppen der Militärbezirke die Durchführung der Operation von Deckung der Mobilisierung und Ansammlung auf der Anfangsetappe vorgesehen.

In der Periode vom 5. bis 14. Mai 1941 wurde in Bezirke eine Direktive des Volkskommissariats der Sicherheit über die Ausarbeitung vollwertiger Pläne der Deckung geschickt, und diese Arbeit wurde Ende Mai – Anfang Juni 1941 ausgeführt. Es gab einige Pläne der Deckung, die bis auf die Armeen, Korps und Divisionen detailliert und in Hauptquartieren in berühmten "roten Paketen" aufbewahrt waren. Es blieb nur die einzige Aufgabe – die Deckungspläne musste man aus dem Tresor herausnehmen und einzusetzen.

Und hier stößt man auf große Probleme. Im Unterschied zu der Posten stehenden Wache

(die nicht nur das Recht hat, sondern auch verpflichtet ist, einen Entschluss für den Waffeneinsatz selbständig zu fassen, ohne auf Hinweise der übergeordneten Leiter zu warten) hatte kein einziger Kommandeur das Recht, die Ausführung der Deckungsoperation ohne den direkten Befehl des übergeordneten Leiters zu beginnen. Auf der "Pyramidenspitze", auf dem Niveau der Leitung von Militärbezirken/-fronten endeten die Deckungspläne mit der folgender Phrase: "Der Deckungsplan wird in Aktion gesetzt erst nach Erhalt eines verschlüsselten Telegrams nach Unterzeichnung des Volkskommissaren der Sicherheit der UdSSR, des Mitglieds des Oberkriegsrats und des Generalstabchefs folgender Inhalt: "An die Ausführung des Deckungsplans von 1941".

Genau diese drei Worte waren nie gesprochen. Statt der kurzen, vorher besprochenen Aussage („den Schutzplan in Wirkung zu setzen“) schickten Timoschenko und Zhukow (und in der Tat - Stalin) am späten Abend, dem 21. Juni 1941, an Militärbezirke das ganze Werk, das in die Geschichte als „ Rechtlinie Nr.1“ einging. Hier kommt der vollständige Text:

„ 1. Innerhalb von 22. und 23. Juli 1941 sind möglich überraschende Angriffe der Deutschen an den Fronten des Leningrader Militärbezirks, Baltischen Verteidigungsmilitärbezirks, Westverteidigungsmilitärbezirks, Kiewer Verteidigungsmilitärbezirks und Odessaer Militärbezirk. Der Angriff kann mit Provokationshandlungen anfangen.

2. Die Mission unserer Macht besteht darin, sich von Provokationshandlungen nicht beeinflussen zu lassen, die große Erschwerungen verursachen können. Gleichzeitig sollen die Truppen des Leningrader, Baltischer, Westlicher, Kiewer und Odessaer Wehrkreises in voller Einsatzbereitschaft sein, dem möglichen Schlag der Deutschen und ihrer Alliierten gerecht zu werden.

Befehle:

a) in der Nacht auf den 22.Juni 1941Feuerneste der Fernwehrkreise an der Staatsgrenze gedeckt zu besetzen;

b) vor Sonnenaufgang am 22. Juni 1941 das ganze Flugwesen auf den Flugplätzen zu zerstreuen, unter anderem - Luftstreitkräfte, und gründlich zu verschleiern;

c) alle Truppenteile in Kampfbereitschaft zu versetzen. Die Truppen sollen dezentralisiert und verschleiert bleiben;

d) den Luftschutz in Kampfbereitschaft ohne die zusätzliche Einbeziehung des registrierten Bestandes zu versetzen. Alle Maßnahmen zur Verdunkelung von Städten und Objekten zu treffen;

e)keine weiteren Maßnahmen ohne Sonderverordnung zu ergreifen ".

 

Die Besprechung und Analyse der Bedeutung des Textes dauert schon mehr als 50 Jahre lang. Einige behaupten, das Wichtigste in der Rechtlinie sei die Forderung „sich von Provokationshandlungen nicht beeinflussen zu lassen. Manche erwidern, dabei auf die Worte

„dem möglichen Schlag der Deutschen und ihrer Alliierten gerecht zu werden“ hinweisend. Die anderen legen eine klare Zweideutigkeit der Rechtlinie fest: wie kann man „dem möglichen Schlag von den deutschen Wehrkräften entgegenkommen“, dabei „sich von Provokationshandlungen nicht beeinflussen zu lassen „, außer Ansiedlung und Tarnung? Wie kann man Truppen in Kampfbereitschaft versetzen, die nicht bereitgestellt und stellengeplant sind? Wie sollen Befehlshaber unter dem starken Zeitdruck „Provokationshandlungen“ von „dem überraschenden Angriff der Deutschen“ unterscheiden?

Bis zur letzten Minute der Friedenszeit erteilte Moskau keinen direkten und klaren Befehl über die Einsetzung des Schutzplans. Laut der Aussage vom Befehlshaber im westlichen Wehrkreis D.G. Pawlow (der erste Verhörprotokoll am 7.Juli 1941) sind die Ereignisse in der Nacht am 22. Juni 1941 folgendermaßen beschrieben:

„...Um ein Uhr nachts am 22. Juni diesen Jahres wurde ich auf Befehl vom Volkskommissar der Abwehr in das Hauptquartier der Front gerufen. Zusammen mit mir kamen Kriegsratmitglied Korpskommissar Fominyh und Stabschef Generalmajor Klimovskih. Als erstes fragte der Volkskommissar per Telefon: „ Ist alles ruhig bei euch?“. Ich antwortete, man sehe eine große Vorwärtsbewegung der deutschen Truppen in der rechten Flanke: nach dem Bericht des Befehlshabers der 3.Armee Kuznezow drangen ununterbrochen während eineinhalb Tagen in den Suvalsky Vorsprung deutsche motomechanische Kolonnen ein . Laut seinem Bericht wurde der Absperrungsdraht auf dem Revier Avgustov-Sapozkin an vielen Plätzen von der deutschen Seite abgerissen.

Auf meinen Bericht antwortete der Volkskommissar: „ Keine Panik. Seien Sie ruhig. Auf alle Fälle sammeln Sie den Stab heute Morgen, vielleicht passiert was Schlimmes, aber passen Sie auf, dass Sie sich von Provokationen nicht einschüttern lassen. Bei besonderen Provokationen rufen Sie sofort an. Mit diesen Worten endete er das Gespräch…“

Also, als Ergänzung zu Tausenden von anderen Berichten , die im Generalstab der Roten Armee erstattet waren, teilt der Befehlshaber der Grenzkreistruppen mit , der Gegner habe den Absperrungsdraht abgerissen und Tankkolonnen und Motorinfanterie nähern sich ständig der Grenze. Es gibt eine Verbindung zwischen Moskau und Minsk, die stabil funktioniert.

Der Befehl des Volkskommissariats war keine Panik zu stiften. Dabei äußert Timoshenko seine Vermutung, „etwas Schlimmes könne passieren“. Sind das die Worte, mit denen der Marschall und der Verteidigungsvolkskommissariat den Angriff von der 3-Millionen-Armee des Feindes bezeichneten?

„ ... Um 3 Uhr 30 Minuten rief mich der Verteidigungsvolkskommissar an und fragte schon wieder, was Neues bei uns gebe. Ich antwortete, alles sei wie früher, wir haben Verbindung mit den anderen Armeen und alle nötigen Weisungen seien erteilt. „ Es muss noch mal auf die Verbindung und darauf hingewiesen werden, dass Befehlshaber in Moskau, Minsk, Grodno, Bialystok und Kobrin nicht schlafen; auf der anderen Grenzseite wurde vor mehr als zwölf Stunden der Befehl der Dreimillionenarmee und Offizieren der Wehrmacht erteilt, den Angriff anzufangen( das sollte aber auch vom sowjetischen militären Geheimdienst aufgenommen werden). Der Volkskommissar der Verteidigung will aber nicht die drei Worte aussprechen: “den Schutzplan in Wirkung zu setzen “.

Es gibt auch eine Beschreibung der Reaktion von Stalin auf die Nachricht über den Angriff. Die Beschreibung äußerte der Zeuge und der wichtigste Kriegsteilnehmer Marschall Zhukow. Viele Jahre vor Erscheinung seiner bekannten tragischen Memoiren erarbeitete und übergab er beim Plenum des Zentralkomitees am 19. Mai 1956 den Entwurf seiner Berichte an Chruschotschow zur Genehmigung. Das Plenum, wo man vorhatte, Bewertung dem „Kult der Persönlichkeit „ zu geben, fand nicht statt, aber der Text der nicht gesprochenen Rede von Marschall Zhukow ist gut in Archivakten erhalten:

„...Wir mit Genossen Timoshenko baten um Erlaubnis, den Truppen den Befehl zu geben, zur entsprechenden Reaktion zu greifen. Stalin, schwer ins Telefon atmend, konnte einige Minuten lang nichts sagen, auf die anderen Fragen antwortete er: „ Das ist eine Provokation des deutschen Militärs. Kein Feuer, sonst lösen wir eine größere Aktion aus. Sagen Sie Poskrebysh Bescheid, er solle gegen 3 Uhr zu mir Beria, Molotow, Malenkow bestellen. Sie und Timoshenko sollen an der Sitzung auch teilnehmen.“

Seine Idee über Provokation der Deutschen bestätigte Stalin auch, als er zur Tagung des Zentralkomitees gekommen war. Die Mitteilung über die Eindringung von deutschen Truppen an mehreren Orten hat ihn nicht davon überzeugt, dass der Gegner einen im Voraus vorbereiteten Krieg ausgelöst hat. Bis zur 6 Uhr 30 Minuten gab er keine Erlaubnis, Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen und das Feuer zu eröffnen.“

Diese ist eine ziemlich genaue Beschreibung der Ereignisse – laut der Chronologie und den Namen von Teilnehmern an der Sitzung (obwohl das Mitglied des Oberkriegsrats G. Malenkow in Stalins Büro erst um 7 Uhr 30 Minuten erschien. Es ist auch darauf hingewiesen, dass er seinen Bericht im Dabeisein von lebendem Teilnehmer an den Ereignissen halten sollte, im Frühling 1956 war Molotow immer noch ein Mitglied des Zentralkomitees. Es gibt ernsthafte Gründe, um dieser Version Glauben zu schenken, laut der Stalin die Situation nicht nur als „Provokation der deutschen Militärs“ bezeichnete, sondern auch verbot, Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen.

 

Seltsame und geheimnisvolle Ereignisse der letzen Vorkriegstage konnten nicht umhin, jedes Aufsehen von Historikern und Journalisten zu vermeiden. Zu diesem Thema sind schon Hunderte von Artikeln und Büchern geschrieben. Als erste der chronologischen Reihe nach war eine kolossal unsinnige Version darüber gefasst, Genosse Stalin sei nicht vertrauensvoll, sondern supervertrauensvoll gewesen. Naiv und dumm. Eine Elevin aus dem Schüler - Institut für edle Mädchen könnte beim Blick auf nackte Pferde in den Straßen als „böser Geist“ bezeichnet werden, im Vergleich zu diesem treuherzigen Dümmling. Es stellte sich heraus, Stalin habe liebevoll die Unterschrift von Ribbentrop unter dem Nichtangriffspakt betrachtet, statt die Truppen „in den absoluten Kampfbereitschaftszustand einzusetzen“…Später wurde diese Version neu definiert und „ verbessert“. Nein, unser Tyrann glaubte Ribbentrop nicht, er war ratlos und fiel in Erschöpfung. Für größere Wichtigkeit war ein israelischer Professor G. Gorodetzkij gerufen (übrigens ist er kein Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, sondern wurde er in Israel geboren), der in seinem Buch mit dem schönen Titel „ Fatale Selbsttäuschung. Stalin und Angriff Deutschlands“ ohne jede Ironie das Folgende schrieb:

„... Stalin wollte einfach die Berichte der Aufklärung nicht akzeptieren. Stalin war sicher ratlos, aber trotzdem wollte er seinen Irrtum nicht loslassen. Offensichtlich vertrieb Stalin jeden Gedanken an den Krieg, er verlor die Initiative und war praktisch gelähmt. „

Die einheimischen Fachkräfte waren fast derselben Meinung wie „der ausländische Berater“. Ein Freund schrieb buchstäblich Folgendes: „Dadurch, dass Stalin im Fall des Kriegs eine Niederlage erwartete, und für sich selbst - den Tod, hielt er den Widerstand für nutzlos, versuchte er nicht, Hitler zu bedrohen und sich zur rechten Zeit auf den Kampf vorzubereiten....“

Diese mit ihrer erschütternden Selbsttäuschung Version (obwohl man in diesem Fall nicht die Selbsttäuschung der Autoren betonen muss, sondern den zweckgebundenen Betrug der Umgebenden) konnte die erste Begegnung mit vielen Dokumenten und Fakten nicht überleben, die in der ersten Hälfte der 90-er eröffnet wurden. Heute gibt es gar keinen Zweifel daran, dass im Frühling 1941 Stalin gar nicht gelähmt, ratlos und bis zum Tod verängstigt war. Er „ vertrieb nicht nur den Gedanken an den Krieg“ nicht, sondern bereitete sich auf den Kriegsanfang mit äußerster Anspannung aller Kräfte des riesigen Landes. Seit Mitte Juni begann man in einer Atmosphäre der tiefsten Geheimhaltung Maßnahmen zu ergreifen, die man nur als Vorbereitung auf den Krieg bezeichnen kann. Auf den Krieg, der nicht irgendwann in der nächsten Zukunft, sondern in kommenden Tagen und Stunden anfängt.

Die wichtigste Tatsache ist die Gründung von Frontverwaltungen und ihr Abzug auf die Feldkommandoposten. In Friedenszeiten gab es keine Fronte der Roten Armee ( der erweiterte Front seit den 30-er Jahren im Fernosten kann als Beispiel für die „ Ausnahme für Bestätigung der Regel“ gelten - die Grenze zu von Japan besetztem China blitzte mal mit kleinen, mal mit großen bewaffneten Konflikten aus. Und umgekehrt, Frontverwaltungen wurden vor jeder Befreiungskompanie erstellt (am 11.September 1939 – sechs Tage vor dem Einfall in Polen, am 7.Januar 1940 - nachdem der „Siegeszug in Helsinki“ zu einem echten Krieg geworden ist, am 9.Juni 1940 – 19 Tage vor der Besetzung von Bessarabien und der nördlichen Bukowina). Erstellung der Fronten auf Grund von Kreistruppen , Rückzug der Frontstäbe aus den Bezirkstädten ( Riga, Minsk, Kiew, Odessa) auf die Kommandoposten, der am 19.Juni 1941 anfing - all das ist eine unmittelbare Vorbereitung auf den bevorstehenden und unvermeidlichen Krieg.

Ebenso vorbildlich sind andere Entscheidungen und Handlungen der sowjetischen Führung, die eindeutig auf die intensive Vorbereitung auf die Kampfhandlungen hinweisen, die in den nächsten Tagen beginnen sollen. Zum Beispiel, welche Befehle und Weisungen vom Kommando über den Baltischen Militärbezirk ausgeteilt wurden:

Order Nr. 0052 vom 15.Juni 1941.

„... Die Einstellung von Anti-Panzer-Minen und vom Stacheldraht vor der Vorderkante der befestigten Zone soll so durchgeführt werden, dass das Minenfeld innerhalb von drei Stunden zurechtgestellt ist. Der Stacheldraht soll unverzüglich eingerichtet werden… Von ersten Stunden der Kampfhandlungen (hier und weiter von mir unterstrichen – M.S.) soll die Bewachung vom Hinterland organisiert werden, und alle Personen, die als verdachterregend vorkommen, sollen sofort festgenommen und identifiziert werden. Die Flugzeuge sollen in Wäldern und im Gebüsch in voller Bereitschaft zerstreut und getarnt werden, dabei soll die Einrichtung einer Linie vermieden werden. Panzerteileparks und Artillerien sollen zerstreut und in Wäldern getarnt werden, dabei die Möglichkeit bewahrend, fristgemäß beim Gefechtsalarm kampfbereit zu sein. ..Der Oberbefehlshaber des Heeres, der Kommandeur des Korps und der Division sollen den Zeitplan der Erfüllung der Order zusammenstellen, der bis zum 25.Juni diesen Jahres erledigt sein soll.“35

Order Nr. 00229 vom 18. Juni 1941.

„ .. . Der Chef der Luftschutzzone soll bis zum 19.Juni 1941 alle Luftverteidigungsbezirke in volle Einsatzbereitschaft bringen… Bis zum 1.Juli 1941 soll der Bau der Kommandoposten vollständig werden, von Batteriechef bis Kommandant des Brigadier-Bereichs (Luftabwehr). Spätestens am Morgen des 20.Juni 1941 sollen auf den Front- und Militärkommandoposten Truppen mit der notwendigen Ausrüstung für die Organisierung von Bindungsknüpfen landen. Außerdem müssen Nachrichtentruppen ausgesucht werden, die am Morgen des 20.Juni 1941 bereit sein sollen, auf Befehl von Kommandeuren der Verbindung die Kontrolle über die von mir bestätigten Bindungsknüpfungen zu übernehmen. Der Plan über die Zerstörung von Brücken soll von dem Kriegsrat der Armee bestätigt werden. Erfüllungsfrist- bis zum 21. Juni 1941. Suchen Sie in den Bezirkteilen (außer mechanisierten und flugtechnischen Wehrkreisen) alle Benzinbehälter aus und übergeben Sie sie dem 3en und dem 12en mechanisierten Korps (50% für jeden).Erfüllungsfrist - bis zum 21.06.1941.“36

An demselben Tag, am 18.Juni gab der Kommandeur des vorgenannten 12. mechanisierten Korps, Generalmajor Schestopalow den Befehl Nr. 0033. Der Befehl krönte die höchste Geheimhaltung („geheime Reichssache, streng vertraulich“), was für solche Dokumente eine Seltenheit ist. Der Befehl Nr. 0033 beginnt mit folgenden Worten: „Nach dem Eingang der Order sollen alle Truppenteile kampfsbereit sein. Die Truppenteile müssen in Kampfbereitschaft entsprechend den Plänen nach dem Gefechtsalarm gesetzt werden, aber keinen Gefechtsalarm geben… In den Kampf dürfen nur für das Leben und den Kampf notwendige Sachen mitgenommen werden.“ Weiter folgt die Anweisung, um 23 Uhr am 18.Juni in Vorwärtsbewegung Richtung Versammlungsräume zu kommen, dabei befinden sich alle Endpunkte von Routen in dichten Wäldern.37

Streng genommen, es gibt in diesen und anderen ähnlichen Unterlagen nichts Überraschendes. Was sich kaum glauben und erklären lässt ist was anderes: Ungefähr 1-2 Tage vor dem eigentlichen Ausbruch des Krieges fingen an, in den Truppen der westlichen Grenzkreise solche Ereignisse zu geschehen, die man nur als „absichtliche Verminderung der Kampfbereitschaft“ bezeichnen kann.

Die Fakten dieser Art kommen hauptsächlich ganz oft in den Memoiren vor und deswegen können sie ein gewisses Misstrauen hervorrufen. Dennoch darf man zahlreiche Aussagen von Kriegsteilnehmern nicht mehr ignorieren. Es gibt auch ganz viele Mitteilungen über einen Widerruf des gegebenen Befehls in Bezug auf die Einsatzbereitschaft, über eine unerwartete Erklärung des Wochenendes, über den Widerruf der Flakartillerie der Grenztruppen auf die rückwärtigen Schießplätze, über den Abzug der Truppen von Festbezirken aus Kampfständen in rückwärtige Kaserne.

Bemerkenswert ist auch der „große Theaterabend“ am 21.Juni 1941. Es ist bekannt, dass die Führung des Westlichen Militärbezirks den Abend am 21.Juni in Minsker Haus der Offiziere verbrachte, auf dessen Bühne die Komödie „Hochzeit in Malinowka“ gespielt wurde. Alle, die davon geschrieben haben, waren von der „ kurzsichtigen Fahrlässigkeit“ der Führung empört. Aber man braucht nicht viel Zeit, um in den Memoiren zu finden, dass am Abend des 21.Juni nicht nur der General der Armee Pawlow gemeinsam mit den anderen ins Theater ging.

 

„Am Samstag , am 21.Juni 1941, kam zu uns, in Luftgarnison, eine Künstlerbrigade aus Minsk an, an der Spitze war der bekannte weißrussische Komponist Ljubanow. Nicht so oft waren wir mit der Aufmerksamkeit von den Theaterkünstlern verwöhnt, deswegen war auch das Haus der Roten Armee überfüllt….“

„Am Samstag des 21.Juni 1941 fand, wie üblich, im Garnisonshaus der Roten Armee ein festlicher Abend statt. Aus dem Vorort kam ein Rotarmistengesang- und Tanzensemble. Nach dem Konzert luden ich und der Kommandeur des Korps Generalleutnant Dmitrij Iwanowitsch Rjabysch unsere Gäste nach einer gastfreundlichen Tradition zum Abendessen ein. Erst in der dritten Stunde der Nacht kam ich nach Hause…“

„Am 21.Juni lud mich der Stellvertreter des Kommandeurs des 98. weitbombardierenden Luftwehrregiments im politischen Teil der Bataillonskommissar Wassiliy Jegorowitsch Molodzow zum Flugplatz Schatalowo ein, wo im Ortshaus der Roten Armee ein Laienkunstabend stattfinden sollte...“

„ Am Abend des 21.Juni waren wir mit der ganzen Familie im Theater. Zusammen mit uns war in der Loge der Leiter der politischen Armee, auch mit seiner Familie. ..“

Der Armeegeneral Iwanow (in den ersten Tagen – der Operationschef des Stabs der 13. Armee der Westlichen Front) gibt in seinen Memoiren eine sehr interessante Erklärung für solche Aktionen des sowjetischen Kommandos:

„ Aufgrund seines eigenen Zustands und der Handlungen von Truppen wollte Stalin Hitler zeigen, dass bei uns absolute Ruhe herrscht, vielleicht auch Sorglosigkeit (es wundert mich, wie er Verteidigungsstellungen bezieht - M.S.) Und in Wirklichkeit stimmt das alles. Zum Beispiel, Fliegerabwehrtruppen waren auf dem Appell....Statt den Angreifer mit geschickten desinformierten Handlungen bezüglich der Kampfbereitschaft von unseren Truppen irrezuführen, ließen wir sie als Ergebnis bis zur niedrigsten Stufe senken. ...“

Geheimnisvolle Ereignisse an letzten Vorkriegstagen kann man meiner Meinung nach erklären und eine logische Verbindung der nächsten Version gemäß finden. Aber sofort habe ich eine Ausbedingung: Es gibt keine direkten Unterlagen zur Bestätigung dieser Version (ich kann es auch kaum glauben, dass sie jemals gefunden werden). Aber trotzdem ist diese Hypothese einer Diskussion wert, wenn auch nur, weil sie ermöglicht, viele von den oben genannten, scheinbar widersprüchlichen und unvorstellbaren Tatsachen zu erklären.

Also nehmen wir an, dass das Wort „Provokation“, das in allen Tonarten sowohl in Memoiren von Zhukow, als auch in Befehlen von Stalin vorkommt, gar nicht zufällig erschien. Und der Verteidigungsvolkskommissar Timoshenko warnte den Kommandeur der Westlichen Front D. Pawlow gar nicht zufällig davor, dass „ heute Morgen etwas Schlimmes passieren kann. Lassen Sie sich aber von keiner Provokation beeinflussen“. Stalin, Timoshenko und Zhukow wussten es absolut genau, dass am Sonntag, dem 22.Juni 1941 „ein Angriff mit Provokationshandlungen anfangen kann“. Sie wussten es allerdings deswegen, weil sie diesen Angriff und diese Provokation selbst vorbereitetet hatten.

Stalin hatte nie geheime Pläne von Hitler auf seinem Tisch, aber die tatsächliche Umsetzung von deutschen Truppen wurde ganz genau von dem sowjetischen Geheimdienst, der Luft- und Radioaufklärung verfolgt. Aufgrund dieser Informationen wurden völlig realistisch wahrscheinliche Pläne vom Gegner gebaut. Im Juni 1941 dokumentierte die sowjetische Aufklärung eine operative Entfaltung von Stoßtruppen der Wehrmacht an der Grenze der Sowjetunion. Daraus wurden richtige Konsequenzen gezogen – Hitler hat eine Invasion vor, die im Sommer 1941 stattfindet. Wahrlich „fataler“ Fehler wurde nur bei der Bestimmung der Zeit gemacht, die das deutsche Oberkommando für die Truppenkonzentration brauchte, und auch des Zeitpunkts, wann die Invasion beginnen konnte.

Der fatale Fehler von Stalin lässt sich völlig erklären. Am 31.Mai 1941 meldete der militärische Geheimdienst in seiner nächsten „ Sondermitteilung“, dass die Deutschen an den sowjetischen Grenzen 94 Infanterie-, 14 Panzer- und 13 Motordivisionen konzentrierten. Aber die Mitteilung war von der Aufklärung nicht ganz korrekt - in der Tat, auch vor dem 22.Juni hatten die Deutschen sogar in drei Armeegruppen ("Norden", "Zentrum" и "Süden ") nur 84 Infanterien in Verfügung.

Aber die Hauptsache besteht nicht in diesen kleinen Ungenauigkeiten. Wichtig ist, dass Stalin und das Oberkommando der Roten Armee unvergleichlich mehr von feindlichen Truppen erwarteten. So, laut der bereits mehrfach erwähnten Denkschrift vom 11.März 1941 sollte der Gegner (nur Deutschland allein, abgesehen von seinen potenziellen Verbündeten) für den Krieg gegen die Sowjetunion 165 Infanterie-, 20 Panzer- und 15 Motordivisionen konzentrieren. Dabei war in der Bewaffnung der Panzerdivisionen noch vermutlich 10.000 Panzern (in der Tat hatten alle 17 deutschen Divisionen zum Morgen am 22.Juni nicht mehr als 3,5 Tausend Panzer und Selbstfahrgeschütze in der Bewaffnung – wenn man als „Panzer“ auch ein leichtes Maschinengewehr Pz-I und auf seiner Grundlage erstellte Selbstfahrlafette bezeichnen kann) .

Aus den Berichten des Geheimdienstes (der die Zahl der gegnerischen Truppen an der westlichen Grenze nicht nur verminderte, sondern auch überwertete ), zog die militärische und politische Oberführung der Sowjetunion , und nämlich der „Kollektivstalin“, eine absolut logische Schlussfolgerung - die Schwerpunktbildung der Wehrmacht war noch nicht zu Ende; Stalin konnte nicht glauben, dass Hitler sich traut, mit solchen kleinen Abwehrkräften die mächtige Sowjetunion anzugreifen. Stalin konnte es nicht glauben, dass Hitler die „ unbesiegbare und legendäre“ Rote Armee niedriger einschätzt, als die Armee von 40-Millionen-Frankreich (für den Angriff Frankreichs verfügte die deutsche Führung über 136 Divisionen) . Stalin war stolz auf seine Logik und stellte seine Überlegungen in diesem Fall ganz vernünftig an – für die Truppenkonzentration werden die Deutschen sicher noch ein paar Wochen brauchen. Das bedeutete, dass die Rote Armee noch die Möglichkeit hatte, den Krieg mit einem vernichtenden Schlag an den Feind auszulösen.

In Wirklichkeit „ vertrieb“ Stalin jeden Gedanken – aber nicht den Gedanken an den Krieg (an was Anderes konnte er nicht denken), sondern daran, dass Hitler im letzten Augenblick in der Lage sein wird, als Erster anzugreifen. Deswegen nach langen und vielleicht auch qualvollen

Überlegungen, nach vielfachen Sitzungen mit der militärischen Führung (im Juni 1941 waren Zhukow und Timoshenko im Stalinschen Arbeitszimmer sieben Mal – am 3., 6., 7., 9., 11., 18., 21. Juni – außerdem kamen die Militärpersonen an einigen Tagen zweimal und die Besprechungen dauerten bis zu vier Stunden) wurde es beschlossen, den Überraschungsangriff noch früher in Wirkung zu setzen. Vermutlich wollte man Gefechtshandlungen an letzten Tagen des Monats Juni 1941 anfangen. Im Rahmen des Planes (nennen wir ihn „Der Plan Nr. 4“) wurde als Tag der offenen Mobilisierung der Montag, 23.Juni 1941 festgesetzt.

Die Entscheidung über die offene Mobilisierung am Montag war ganz logisch. In der Sowjetunion galt als Lebenszentrum eine Arbeitsstelle. Ein Werk. Genau dort wurden „Einberufungskontingente“ konzentriert , genau dort sollten am Morgen am 23.Juni „spontane Demonstrationen“ von Arbeitern stattfinden , wo die im Voraus vorbereitete Verordnung des Präsidiums des Obersten Sowjet der UdSSR über die Erklärung der offenen Mobilisierung erteilt werden sollte. Genau deswegen, dass der Text der Verordnung im Voraus vorbereitet war, standen dort absolut keine Hinweise auf den Angriff von Hitler und den tatsächlichen Anfang des Kriegs.

Aber der Genosse Stalin war klug und verstand, dass die Verordnung des Präsidiums alleine nie reicht. Besonders nach zwei Jahren der Stalinschen Propaganda, die den Arbeitern erklärte, dass nur Volksfeinde und niederträchtige Söldner der englisch - amerikanischen Kriegstreiber zum "Krieg um die Vernichtung des Nationalsozialismus, vom falschen Deckmantel des Kampfes für Demokratie verborgen" drängen können (W. Molotows Rede bei der Tagung der Obersten Sowjet der UdSSR vom 31. Oktober 1939). Natürlich hatte Stalin keine Zweifel an Unterwürfigkeit des von ihm erzogenen Volks, aber für die Sache, die er vorhatte, war das nicht genug. Er brauchte den „edlen Wut“, der die Herzen anfeuerte. Einfacher gesagt, es war notwendig, eine große und blutige Provokation zu organisieren und durchzuführen.

Als Hauptlinie dieser Provokation wurde Inszenierung von Bombardierung der Luftwaffe auf eine sowjetische Stadt (sowjetische Städte) ausgesucht. Der Tag vor dem Beginn der Mobilisierung, der Sonntag am 22.Juni 1941, war der beste Zeitpunkt zur Umsetzung von seinem Plan. Um maximal mögliche Zahl der Opfer unter den friedlichen Leuten zu erreichen, passte der Bombenterror am Sonntagmittag zur Verwirklichung des Plans am besten: ein warmes, sonniges Wochenende, die Leute waren nach der schweren Arbeitswoche gut ausgeschlafen und verbrachten ihre Zeit draußen, in Gärten und Parken, gingen mit ihren Kindern spazieren... Man hatte auch technische Möglichkeiten zur Inszenierung der Bombardierung: Noch 1940 wurden in Deutschland zwei Bomber „Dornier“-215, zwei „Junkers“-88 und fünf universelle „Me“-110 gekauft, man muss aber betonen, dass in einer Höhe von 5-6 km niemand außer hochqualifizierten Spezialisten die Umrisse von Flugzeugen erkennen konnte.

Genosse Stalin hatte ganz genaue Vorstellungen, in welchen Formen sich „konsequent friedliche Außenpolitik“ der Sowjetunion zeigen muss. Diese Vorstellungen wollte er unbedingt und hartnäckig wie ein „Terminator“ in die Wirklichkeit umsetzen. Alles sollte „richtig“ sein. Die Sowjetunion konnte nicht Finnland angreifen. Die Rote Armee sollte die Provokationen der weißfinnischen Militärclique unterbinden, die verräterisch das sowjetische Territorium nicht weit vom Dorf Meinila beschoss. Im Juni 1941 stand der Krieg in viel größerem Maßstab vor, dementsprechend sollte die „Vorkriegsprovokation“ viel bedeutender und blutiger sein.

Es ist äußerst wichtig zu betonen, dass das Ereignis, das ein wichtiger Bestandteil der Großen Provokation sein konnte, auch in Wirklichkeit stattfand. Das ist keine Hypothese. Das ist hauptsächlich eine Tatsache. Die bekannte Mitteilung der TASS wurde am 13.Juni 1941 zusammengefasst und am 14. Juni veröffentlicht. Ja, hier folgt genau diese Mitteilung:

„… Die TAAS (Telegraphenagentur der Sowjetunion) meldet an, dass , nach den Angaben der UdSSR Deutschland genauso unablässig wie die Sowjetunion die Bedingungen des Nichtangriffspakts einhält, infolgedessen haben die Gerüchte über die Absichten Deutschlands den Pakt zu brechen und die UdSSR anzugreifen nach der Meinung der sowjetischen Regierung keinen Sinn. Die Sowjetunion, wie das von der Friedenspolitik ausbedingt ist, hielt den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt ein und wird es weiter machen, was die Gerüchte als verlogene und provokative widerlegt, die UdSSR treffe Maßnahmen zur Vorbereitung auf den Krieg…“

Schon Jahrzehnte lang staunen, grämen und empören sich Historiker aus aller Welt über Stalins „fatale Selbsttäuschung“. Wie konnte er daran glauben, dass der schlaue Feind „unablässig die Bedingungen des sowjetisch-deutschen Nichtangriffspakts einhält“- fragten sich Tausende von Journalisten und Publizisten mit rituellem Zusammenschlagen der Hände. Wahrscheinlich, genauso betrachtet ein Wilder aus dem Stamm Mumbu-Jumbu die Hälfte von der Schere, die ganz zufällig in seine Hände geriet. „Was ist das? Eine Ahle? Sie ist aber unbequem und zu breit... Ein Messer? Wozu ist dann hier dieser Ring am Griff? Er ist aber auch komisch geschleift...“ Und erst nachdem wir die zweite Hälfte dazugelegt und die Schraube dazwischen angezogen haben – haben wir eine fertige Schere, eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit.

Die beruhigende TAAS (Telegraphenagentur der Sowjetunion)-Mitteilung scheint nicht mehr so dumm zu sein, wenn wir daran denken, dass sie der erste Akt des blutigen „Schauspiels“ sein konnte. Nach diesem ersten Schritt sollte unvermeidlich der nächste folgen: Inszenierung der Bombardierung der sowjetischen Städten von deutschen Flugzeugen. Als die Antwort auf die friedliche TAAS-Mitteilung sollten Bomben an einem sonnigen Sonntag erscheinen. Ein treuloser und niederträchtiger Mord von friedlichen Sowjetbürgern. Die Leichen der ermoderten Frauen und Kinder auf dem mit Blut begossenem Graß in Parken und Grünanlagen. Eine schneeweiße Taube des Friedens an einer Seite, und schwarze Krähen an der anderen. Und erst danach sollte eine allgemeine Mobilisierung stattfinden. „ Steh auf, das große Land, steh auf zum Todeskampf!“

Grob? Viel zu vorsätzlich? Stimmt, aber genau so einen „Stil und Schnitt“ mochte Genosse Stalin. Grob, ungeschickt und nachlässig „genähte“ Provokationen. Im Verlauf von offenen „Moskauer Prozessen“ der 36-er Jahre gaben Angeklagten zu, dass sie sich angeblich geheim mit seit langem gestorbenen Leuten in zerstörten Hotels getroffen hatten. Als Leiter der „Volksregierung des demokratischen Finnlands“ wurde der Sekretär des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale, Mitglied des Zentralkomitees der kommunistischen Partei der Sowjetunion „Herr Kuusinen“ ernannt, der seit 1918 ständig in Moskau lebt. „Schmuckgenauigkeit des Nilpferds“, so nannte es A. Solzheninzyn. Macht aber nichts. Die Arbeiter hießen es gut und unterstützten im Vorlauf der großen Demonstrationen ...

Die Hypothese über die auf den 22.Juni angesetzte provokative Inszenierung entspricht nicht nur dem allgemeinen Stil von Stalinschen „Befreiungen“, sondern auch ermöglicht sie die Erklärung gleichzeitig von einigen Tatsachen am Vorabend des Kriegs, die sich am schwierigsten erklären lassen.

Vor allem werden die Handlungen am 20. und 21. Juni bezüglich der Demonstration von Gutmütigkeit und Sorglosigkeit klar. Um die Tatsache der Provokation deutlicher zu machen, sollten die Bomben in einer sowjetischen Stadt in einer friedlichen und absolut ruhigen Atmosphäre landen. Truppenteile haben an diesem Tag frei. Die Regierung genießt Theaterkunst, Soldaten haben Komsomolgeländelauf und Volleyballmeisterschaft. Wir sind friedliche Menschen und unser Panzerzug rostet auf dem Abstellgleis… Außer dem Propaganda-Effekt hatten die Verminderung der Kampfbereitschaft und unendliche Anliegen, „sich von der Provokation nicht beeinflussen zu lassen“ auch einen praktischen Sinn: Provokative Bombardierung sollte gelungen sein, dabei sollte aber kein einziger Gegenschuss in der Richtung des grenzendem Gebiets abgegeben werden. In diesem Zusammenhang wird auch die absolut „unerklärbare“ Tatsache der Demontage der Bewaffnung von Flugzeugen des 122. Jagdfliegerregiments klar (das Regiment lag auf dem Flugplatz Nowyj Dvor , 17 km von der Grenze auf dem Gebiet des „Suwalsker Vorsprunges“ entfernt ), die laut dem Befehl des Oberkommandos des Westlichen Militärbezirks am Abend des 21.Juni durchgeführt war!

Auch die unerwartete Erscheinung von Mechlis im Stalinschen Arbeitszimmer am Abend am 21.Juni und am Frühmorgen am 22.Juni wird klar - seit dem Jahr 1924 war dieser Mensch immer bei Stalin, dabei half er immer besonders bevollmächtigt bei den geheimen und schmutzigen Sachen.

Endlich wird auch Stalins Reaktion auf die Mitteilung über den Kriegsanfang psychologisch begreiflich (und genauer gesagt- auf die Mitteilung über die in aller Früh am 22.Juni angefangenen Bombardierungen von deutscher Luftwaffe). Stalin war erschüttert, schockiert und hätte fast die Sprache verloren- und wie konnte das anders sein? Er rechnete mit eigener Provokation, aber stattdessen wurde er selbst schon an demselben Tag angegriffen! So eine unvorstellbare Zufälligkeit ist kaum zu glauben. Das konnte nicht passieren, denn das kann nie passieren...

Stalin urteilte darüber absolut logisch- und irrte sich in allem. Aber nach den Worten von Lenin bezüglich einer anderen Ursache und eines anderen Menschen (Ljew Trotzkij), “kann das kaum nur seine eigene Schuld sein“. Es war schwer, sich nicht irren zu lassen. Stalin konnte es kaum vorausahnen, voraussehen und glauben, dass seine riesige, mit den besten Waffen ausgerüstete Armee nur eine Masse von künftigen Fahnenflüchtigen und Kriegsgefangenen ist. Sogar in seinem Alptraum konnte er sich nicht ein Bild vorstellen, wie Tausende von Panzern und Flugzeugen , Zehntausende von Geschützen und Millionen von Gewehren von den in Panik verfallenen laufenden Mengen der ehemaligen Rotarmisten auf die Straßenränder liegen gelassen werden.

Aber wir werden den Genossen Stalin nicht zu hart für seinen Fehler urteilen, denn Sie, sehr geehrter Leser, wollen auch heute, im nachhinein, nach all dem, was freigegeben und in den letzten Jahren veröffentlicht wurde, was von nicht vielen Zeitgenossen erzählt wurde, die bis zur Epoche der Rede- und Pressefreiheit am Leben waren, an die in Wirklichkeit passierte Tatsache nicht glauben und sie nicht anerkennen. Ist es ein Wunder, dass Stalin nicht fähig war, so eine atemberaubende Voraussage aufzustellen?

 

Mark Twen hat einmal gesagt: „ Die Wahrheit ist erstaunlicher als die Fiktion, denn die letzte muss innerhalb der Grenzen des Möglichen bleiben, die Wahrheit aber - nicht“. Die oben dargestellte Version der Ereignisse im Juni 1941 ist ziemlich unwahrscheinlich, um im Enddefekt wahr zu sein.

 

 

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1 "Krasnaja Zwesda", vom 10. April 2001

2 "Nowij mir", Nr. 12 / 1994

3 " Wahrheit von Wiktor Suworow. Neue Beweise.", М., Yausa-Press Verlag, 2008.

4 " Die UdSSR – Deutschland, 1939 -1941. Sammelband der Dokumente, Wilnyus, Mokslas, 1989, B. 2, S. 18

5 Dasselbe, S. 20

6 Russisches Staatskriegsarchiv, F. 4, G. 19, D.70, L. 18 -19.

7 Staatsarchiv der Russischen Föderation, F.-8418, G. 24, D.2, L. 41

8 Russisches Staatsarchiv der Kriegsmarine, F. -1877, G. 1, D. 195, L.1

9 Russisches Staatsarchiv der Kriegsmarine, F. -1877, G. 1, D. 150, L. 2

10. Russisches Staatskriegsarchiv, F. 29, G. 56, D. 89, L. 1-19

11 Russisches Staatskriegsarchiv F. 29, G. 56, D. 92, L. 1-34

12 Russisches Staatskriegsarchiv, F.9, G. 29, D. 547, L. 378

13. Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums, F.16, G. 2951, D.239, L. 1-37

14 Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums, F.16, G. 2951, D.239, L. 197-244

15 Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums, F.16, G. 2951, D.242, L. 84-90

16 Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums, F.16, G. 2951, D.239, L. 245-277

17 Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums, F.16, G. 2951, D.241, L. 1-16

18 Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums, F. 16, G. 2951, D. 237, L. 48-64

19. Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums, F.16, G. 2951, D.237, L.1-15

20 "Die neue und die neuste Geschichte", Nr. 6/1992, S. 5-8

21. М.А. Gareew, "Mehrdeutige Seiten des Krieges", М, Woenisdat, 1995, S. 93

22. " Die UdSSR-Deutschland, 1939-1941." Sammelband der Dokumente, Vilnius, "Mockslas", 1989. B.2, S. 156

23. Dieselbe Quelle, S. 164

24 Dieselbe Quelle, S. 165

25. der Volltext des Vortrags von S. Cripps ist auf der offiziellen Webseite der Außenaufklärungsamt der RF http://svr.gov.ru/material/pribaltica2.htm

26 Staatsarchiv der Russischen Föderation F. -8418, G. 25, D. 683, L. 227

27 Staatsarchiv der Russischen Föderation F. -8418, G. 25, D. 683, L. 253

28 Staatsarchiv der Russischen Föderation F. -8418, G. 25, D. 481, L. 32-33

29. Meltjuchow M.I., "Die entgangene Chance von Stalin", М., Wetsche, 2000., S. 110

30. I. Gofman, "Stalinsche Ausrottungskrieg. Planung, Verwirklichung, Unterlagen", М., АST- Astrel, 2006., Seiten 84-85

31. Russisches Staatskriegsarchiv, F.25888, G. 3, D. 189, L.59

32 Russisches Staatsarchiv der sozialen und politischen Geschichte, F.17, G. 162, D.36, L.10

33 Russisches Staatsarchiv der sozialen und politischen Geschichte, F.17, G. 162, D. 36, L.11

34. Russisches Staatsarchiv der sozialen und politischen Geschichte, F.516, G. 2, D. 1544, L 49

35. G.K. Zhukow, "Erinnerungen und Überlegungen", Band1, М., Оlma-ress Verlag, 2002,

Seite. 268

36. Verwaltung des Präsidenten, F.2, G. 1, D. 188, L. 4-30 zitiert nach W.M. Sojm „Der verbotene Stalin“, M., Olma-Press Verlag, 2005

37. "Sammelband der Dokumente des Großen Vaterländischen Krieges " Nr.33, M., Wojenisdat, 1952, S. 11-12

38 dieselbe Quelle, S. 22-25

39 "Sammelband der Dokumente des Großen Vaterländischen Krieges " Nr.33, M., Wojenisdat, 1952, S. 23-24

 

 

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